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Freitag, 8. Januar 2016

Erstmal Wochenende...zumindest ein bisschen

Nach fünf Tagen Arbeit und einer zweistelligen Überstundenanzahl, kann ich es am Freitagabend kaum erwarten endlich aus dem Büro abhauen zu können. Leider wird aus dem pünktlichen Feierabend 18 Uhr schon mal nichts, da mir kurz vorher noch eine Liste überreicht wird, die ich bis Montag abarbeiten soll, och nein, das klingt nach Wochenendarbeit. Hmpf. Naja halb 7 geh ich trotzdem erstmal und logge mich eben später noch mal auf der Arbeit ein.
Mittag
Übrigens hatte ich heute morgen einen leichten Erkältungsanfall (bissi Niesen, Schniefen und Kopfschmerzen), was meine koreanischen Kollegen gleich dazu brachte "Brauchst du einen Arzt?" - "Wegen was?" - "Na, du bist doch krank" - "Nicht wirklich!" - "Nagut, aber bitte mach kein Sightseeing am WE!" - "Warum nicht?" - "Du bist doch krank." - "Nicht wirklich! Außerdem ist Frischluft gut bei Erklältung." *augenroll* Kurz vor Feierabend kommt meine Dolmetscherin noch mal zu mir "Also du kannst schon Sightseeing machen, aber fahr bitte nach Samseong Station, das ist alles drinnen."
Boar, bin ich 12? Es ist ja schon nett, dass sie sich Sorgen machen, aber das ist entschieden zu fürsorglich!
Nach einer unerwartet scharfen Suppe zum Mittag hat sich der Erkältungsanfall aber fast von selbst erledigt.

Nach einer Woche mit fast ausschließlich koreanischen Essen kommt so langsam Fleischeslust auf, also frag ich erstmal Google wo denn das nächste Steakhouse ist. Angeblich direkt gegenüber von der Arbeit, hmmm und das soll mir vorher nie aufgefallen sein? Ich gehe immer täglich daran vorbei. Ja, auf dem Weg zum Hotel merk ich auch, warum mir das nie auffiel, das gibt's da gar nicht (mehr), stattdessen befinden sich darin ein Makeup-Laden und ein Frisör. Nagut, dann nich. Also doch wieder Hotelessen, dort gibt's heute gebratene Ente mit Reis. Immerhin Fleisch, auch wenn die Ente nicht wirklich entig/entisch schmeckt, sondern eher geschmacksneutral ist.
Danach steht Sightseeing auf dem Programm. Ich bin ziemlich froh eine Skiunterhose (Made in Western Germany ;-) ) bekommen zu haben, sonst würde ich mir wohl wieder den Hintern abfrieren und das geile Hotelklo kann ich ja leider nicht mitnehmen. Denn es sind -6°C und dazu weht ein eisiger Wind. Ziel ist der N Seoul Tower, ein öffentlicher Fernsehturm mit Rundum-Blick über Seoul.
Vom Hotel ist der Tower etwa 20 Gehminuten entfernt, auf dem Weg gehe ich fälschlich einen Berg hoch, aber immerhin kann ich hier noch was fürs Karma tun, in dem ich einer älteren Dame (70+ denk ich; Asiaten sind ja schwer zu schätzen, auf jeden Fall: alt) helfe ihren Koffer den Berg hochzuziehen, ich kann nämlich gar nicht mit ansehen, wie sie sich quält. Sie wiegelt zwar mehrmals ab, dass ich mir keine Mühe machen soll und dass der Koffer viel zu schwer ist, aber ich kann den Anblick einfach nicht ertragen. Und so ziehen wir ihren Koffer zu zweit nach oben, der ist tatsächlich ziemlich schwer. Als wir oben ankommen, wartet ein feiner Herr in Anzug auf zu sie, sie meint es wäre ihr Bruder. Anstalten ihr zu helfen macht er aber keine. Passt wieder mal zum Thema "Wo sind eigentlich die Manieren geblieben?" Immerhin bekomme neben dem großen Dank noch ne Wegbeschreibung, da ich mich nämlich schon wieder den Weg zurück laufen sah.
Zum Tower führt eine Seilbahn (Cable Car), ich hasse Seilbahnen, aber meine Alternative lautet bergauf zu laufen und darauf hab ich nun wirklich keine Lust. Zum Cable Car führt eine kleinere Bahn, die mit einer gigantischen Geschwindigkeit von 60m/Minute fährt, wow dann sind wir ja schon morgen oben! ;-)
Oben angekommen geht's zur Seilbahn, ab jetzt kostet der Spaß. 8.500 Won (6,45€) kostet die Seilbahn. Im Dunkeln ist Seilbahnfahren nur halb so schlimm wie sonst, auch wenn ich zwei Mal einen Schreckmoment erlebe, als die Bahn unerwartet und unnötig wackelt und komische Geräusche macht. Aber ich stehe mit mindestens 30 Koreanern in der Bahn, die machen alle wie einstudiert gleichzeitig "Ahhhhhhh." Weswegen ich dann doch lachen muss.

N Seoul Tower
Endlich oben angekommen, gehe ich erstmal meinen Hobby Geocachen nach. Direkt in der Nähe der Seilbahn gibt es einen Cache, den will ich als erstes angehen. Nach dem erfolgreichen Loggen gibt es wieder einmal Treppen! Manchmal hab ich das Gefühl ganz Seoul wäre eine einzige Treppe. Meistens ist man tatsächlich schneller, wenn man durch die U-Bahn geht, statt sich am Fußgängerüberweg anzustellen (...wenn es denn überhaupt einen gibt), damit verbunden sind leider viele Treppen. Mit jeder weiteren Stufe in Richtung N Seoul Tower merke ich die Treppen mehr.
Tree of Love
Auf der Plattform angekommen kann ich gleich den nächsten Cache angehen, bevors auf den Turm hochgeht. Hier kamen sie auf die Idee "Liebesbäume" aufzustellen, den selben Unsinn, den es auch bei uns gibt und Brücken und andere Bauwerke verschandelt. Naja immerhin sind es hier Metall-"Bäume", die explizit dafür vorgesehen sind. Fürs Cachen isses aber besonders schwer, denn ich weiß nur "Baum Nummer 4" und "Smiley", macht sich bei gefühlten zwei Millionen Schlössern pro Baum nicht ganz so einfach.
Nach dem Fund geht es aber nun auf den Turm, aber ich hab es schon fast geahnt, mit dem Ticket für die Bahn war es nicht getan und die Auffahrt zur Aussichtsplattform kostet noch mal 10.000 Won (7,59€).
Drinnen folgt dann das nächste typische: Foto vor einer grünen Wand machen. Auch nicht meins. Das Foto hätte übrigens noch mal 12.000 Won gekostet...es wird immer teurer. Mit dem Fahrstuhl geht's zur Aussichtsplattform und asientypisch soll man sich währenddessen bitte eine Animation an der Fahrstuhldecke ansehen *augenroll*.
Von der Aussichtsplattform aus, hat man einen herrlichen 360°-Blick über Seoul. Ich bin aber nicht der Typ, der sich hier stundenlang aufhalten kann, also genieße ich den Rundum-Blick über die Stadt, mache einige Fotos und entschließe mich den Rückweg einzuschlagen. Der Fahrstuhl wieder runter startet eine Etage tiefer, die nur über eine steile Treppe zu erreichen ist. Dabei fällt mir mal wieder auf, dass alles was ich bisher gesehen habe, nicht wirklich behindertengerecht ist, wenngleich es überall behindertengerechte Toiletten gibt, wie sie allerdings dort hinkommen ist mir schleierhaft. Zum Thema Fahrstuhl eine Etage tiefer, fällt mir hier der Berliner Fernsehturm ein: zwar könnten Rollstuhlfahrer prinzipiell zur Aussichtsplattform fahren, dürfen aber nicht, weil der einzige Fluchtweg sich eine Etage unter der Aussichtsplattform befindet, der nur über eine Treppe zu erreichen ist.

Kaum im Fahrstuhl heißt es wieder "Bitte die Animation an der Fahrstuhldecke anschauen." Typisch ostasiatische kindlich gehaltene Animation, danke ich verzichte.
Es folgt wieder die Treppe und die Seilbahn nach unten, die runterwärts noch unangenehmer ist als hochwärts. Ich hatte auf der Aussichtsplattform überlegt, ob ich tagsüber noch mal herkomme, die Seilbahn schreckt mich momentan noch ab.
Nach 20 Minuten bin ich wieder am Hotel, die Temperaturen haben gegen 23 Uhr nochmals deutlich angezogen und die Handy-App zeigt -10°C, die reale Temperatur kann ich mangels Offline-Thermometer leider nicht nachprüfen. Allerdings ist hier auch immer noch der Faktor 'Wind' zu beachten, so ist es je nach Umgebung mal angenehmer oder eben extrem unangenehm kalt.
Im Hotel wollte ich noch mal eben die Arbeits-E-Mails checken und schwupps die schwupps hab ich noch bis 3 Uhr nachts gearbeitet. Das hatte ich so nicht erwartet.


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