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Freitag, 15. Januar 2016

Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus

Puhh, heute morgen bin ich gar nicht aus dem Bett gekommen, deswegen muss das Frühstück ausfallen und hole mir n Snack im 24h Laden. Näher definiert ist der Snack: Saft - angeblich aus 100% Frucht, schmeckt aber ziemlich chemisch - und zwei gekochten Eiern - wobei die nur vom Bild her gekocht sind, den Text kann ich leider nicht lesen. Aber wie ich so beim vorsichtigen Aufschlagen bin, überlege ich schon, dass mir Salz und Pfeffer fehlt. Wie sich schnell herausstellt, ist das Ei sehr salzig. Wie bitte schafft man es, dass ein gekochtes, ungeschältes Ei so salzig ist? Geben die dem Huhn Salz zu fressen? Dabei fehlt mir Salz oftmals im Essen, naja kein Wunder, wenn das alles die Hühner kriegen!
Muss ich noch was zum Fahrstuhl-Adventureland schreiben? Ich denke nicht...ach oder doch, da ich gefragt wurde, wie lange man denn im Schnitt ansteht. Also kommt drauf an. Zunächst mal, gibt es Regeln zur Fahrstuhlnutzung: Mittagszeit ist i.d.R. zwischen 12 und 13 Uhr, da aber viel zu viele Menschen in dem Gebäude arbeiten (etwa 100 pro Etage), geht das natürlich nicht. Also wurde eingeführt, dass die Etagen in 5 Minuten-Takt in die Pause gehen. 27. Stock um 12:05, 26. Stock  12:00, 25. Stock  11:55, ... .21. Stock 11:35, usw.  bis zum 17. Stock. Ja, das funktioniert zwar in der Theorie, aber in der Praxis überhaupt nicht, denn wenn 100 Leute zeitgleich 11:35 an den Fahrstuhl strömen, sind a) beide nicht da, b) wahrscheinlich schon voll, wenn sie die Etage erreichen (sollten) und c) stapeln sich die Koreaner zwar fast darin, aber irgendwann meint dann auch der Fahrstuhl mal "Ich bin voll!" und verweigert die Weiterfahrt. Außerdem kommen dann noch die Ausnahmen, wie bspw. ich dazu, die 11:45 mit den Kollegen im Erdgeschoss verabredet sind und die Regeln nur belächeln. 
Aber wir machen heute den Test: Ich gehe die Treppen am Stück runter, Kollege stellt sich am Fahrstuhl an. Ich brauch knappe 4 Minuten nach unten, eine gute Minute geht aber allein dafür drauf, dass nach dem 3. Stock die Beschilderung/Nummerierung fehlt und man im vermeintlichen Erdgeschoss vor einer fehlenden Tür steht. Hm!? Egal, mein Kollege kommt 8 Minuten nach mir unten an, aber mit deutlich wenigeren Unterschenkelschmerzen als ich.
Zur besseren Orientierung:
Die Entfernung zwischen Arbeit und Hotel
Nun zum Thema "nach oben fahren". Früh geht's eigentlich, liegt aber daran, dass ich erst um 9 anfange und die meisten Koreaner deutlich eher im Büro sind, hier liegen die Wartezeiten zwischen 5 und 15 Minuten. Sprich, ich gehe im Schnitt spätestens 8:45 Uhr im Hotel los, hole noch einen Kaffee und stelle mich dann an. I.d.R. bin ich spätestens 9:05 Uhr im Büro. 
Mittags hingegen ist das deutlich schwieriger. Da alle auf dem Rückweg ins Büro zu anderen Zeiten zurückkommen als vorgesehen. So steht man meist mindestens 20 Minuten am Fahrstuhl an - und wer will schon in den 21. Stock laufen??? Um die Ecke gibt's noch einen kleinen Fahrstuhl, der nur in den Stockwerken 1, 5, 22 und 27 hält. Die Schlange ist zwar auch lang, aber durch die Begrenzung auf vier Stockwerke deutlich schneller, dann muss man eben ein Stockwerk wieder runterlaufen. 
So viel wollte ich zum Thema gar nicht mehr schreiben, aber die Situation ist leider nicht in zwei Sätzen erklärt.
So noch kurz zum Mittag: Original italian food mit Spaghetti Bolognese mit sehr aldenten Spaghetti und Bolognese mit 3g Fleischanteil - ach das angewärmte Hahnenwasser nicht zu vergessen. 

Nun aber zur Abendgestaltung: Noryangjin Fischmarkt. Der absolute Hammer. Auf keine Ahnung wie viele Quadratmeter frischer Fisch und Meeresfrüchte en masse. Schon als ich die Brücke über den Bahnhof überschreite ist der Fischgeruch deutlich wahrnehmbar. Es wird immer schlimmer, je näher ich dem Markt komme. 
Das Gebäude ist - naja ziemlich heruntergekommen und dreckig - und der Fischmarkt wirkt für meinen europäischen Standard-gewöhnten Geschmack auch alles andere als "hier würde ich was kaufen." Allerdings ist es schon ne interessante Option, dass man sich den Fisch raussuchen kann, der kurz danach klein geschnitten wird und man sich in den angrenzenden Restaurants zubereiten lassen kann. 
Die meiste Zeit denke ich nur "WTF" und bin heilfroh Ausländerin zu sein, denn im Gegensatz zu den Koreanern lässt man mich in Ruhe. Ich musste schon im Büro lachen, die Dolmetscherin fragte mich, ob ich zur Wochenendgestaltung noch irgendwelche Fragen habe, und erzählte ihr kurz meinen Plan. Sie meinte, dass gerade auf dem Fischmarkt der Umgang ziemlich rau ist: "Hey, I'm German! I do not think that will be a problem." Sieht sie auch schnell ein und lacht. Jedenfalls kommt es mir eher vor wie auf dem Basar, mich lässt man ja zum Glück in Ruhe, alle Koreaner werden aber zugetextet. Kaufen will hier definitiv nichts, aber es schon faszinierend so etwas mit anzusehen.
Zurück im Hotel will ich eigentlich nur noch der entspannten Abendgestaltung nachgehen, werde aber daran erinnert, dass ich ja noch wegen Stäbchen in die Spur gehen
wollte, das hatte ich leider total vergessen. Also noch mal ins Sogong Underground Shopping Center direkt am Hotel - die Läden haben schon zu, also klappere ich nur die Schaufenster ab.
Ähmm?
Gefunden an einem Schaufenster
So wie ich wieder im Hotel bin, überlege ich aber, dass ich mit meinen, im Souvenirshop gekauften Stäbchen auch nicht so 100% zu frieden bin und gehe nochmals im Internet auf die Suche, wo man sonst noch sowas kaufen kann. Dabei finde ich Lotte Mart an der Seoul Station, der bis 24 Uhr geöffnet ist, prima noch ne anderthalbe Stunde Zeit und nur eine U-Bahn-Station von hier.
Und wieder erwartet mich so ein WTF-Laden, gigantisch groß, Massen von Koreanern darin. Erstmal durchschlendern und überraschen lassen, wie billig die Stäbchen hier sind. Im Vergleich: für vier Mal Löffel und Stäbchen im Souvenirsshop 28.000 Won (21,32€) ggü. 10 Stäbchen und 5 Löffel für knappe 13.000 Won (9,76€).
Ausbeute
Ansonsten überfordert mich der Laden total, es gibt drei ganze Regalreihen nur für Seetang, mehrere Reihen für Reis, einen klitzekleinen Regalabschnitt für Spaghetti und Co. und extremst viele Regale für Chips. Und die Leute krachen sich die Wagen voll, bis oben hin, meist mit Chips und anderen Knabbereien. In Anbetracht dessen frag ich mich warum Koreaner fast alle schlank sind.
Vollgepackt mit (endlich den richtigen) Stäbchen und Löffeln und anderen Kochgedöns geht's zur Kasse. Aber wie auch in Deutschland habe ich auch hier mein Talent ausgelebt, zwar die Kasse mit den wenigstens Leuten und dem geringsten Wageninhalt gefunden zu haben, aber trotzdem den Problemkunden und die langsamste Kassiererin erwischt zu haben. :-(
Ich bin selbst etwas überrascht, dass ich dann 96.400 Won (72,40€) zahlen muss - soviel wollte ich doch gar nicht kaufen!
Schön finde ich aber, dass am Ladenausgang Packstationen bereitstehen, an denen die Kunden kostenlos die alten Kartonverpackungen nutzen und verkleben können, um ihre Einkäufe zu verpacken - in Dtl. geht ja so was nicht, da will man noch Geld verdienen und verkauft den Karton teuer als "recyclte Einkaufsbox".

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