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Montag, 11. Januar 2016

Mittag auf Umwegen und Haarfarben

Heute gibt's nicht viel zu berichten, außer mal wieder ein interessantes Mittagessen.
Da ich mal einen anderen Laden probieren wollte, als den bevorzugten der letzten Woche, ging ich die engen Gassen ggü. der Arbeit lang, da aber irgendwann die Gassen immer enger wurden, bekam ich ein mulmiges Gefühl und wollte schnell wieder aus den Gassen raus. Gefährlich ist es hier nicht, aber unwohl fühlte ich mich dennoch. Gut, derartige Experimente sind für die nächste Zeit gestrichen. Nachdem ich mich also durch das Labyrinth gewunden habe, finde ich einen ansprechenden Laden, bunte Bildchen von Essen vor der Tür, das klingt nach: "Hier bekomme ich als Nicht-koreanischer-sprechender-Mensch auch was zu futtern." Kaum bin ich drin, wird man auf koreanisch begrüßt, das kann ich mittlerweile schon "Annyeonghaseyo". Dann geht's per Handzeichen weiter: "Ja, einen Tisch für eine Person" und schon werde ich platziert, nur um dann festzustellen, dass die Karte eine Tafel an der Wand ist, die ausschließlich in Koreanisch gehalten ist, natürlich ohne bunte Bildchen. Und die Bedienung quakt mich auch unentwegt auf koreanisch voll. Verdammt! Was mach ich denn jetzt? Auf gut Glück auf was zeigen und die Schärfehölle auf Erden riskieren oder abwarten bis sie ne bebilderte Karte drucken lässt oder doch lieber unauffällig den Laden wieder verlassen? Unauffällig....mit roten Haaren geht in Korea nichts unauffällig!
Aber sie will ja Geld verdienen, also mobilisiert sie die anderen Gäste, ob irgendeiner dabei ist, der mir die Karte übersetzen kann, das löst Erheiterung bei allen Gästen aus....ich will nur noch gehen! Gerade als ich aufspringen will, weil mir das endgültig zu doof ist, erbarmt sich eine Gästin und erklärt mir die Karte. Unsere Übereinkunft auf Suppe, nicht zu scharf und Fisch wäre auch ok, löst wieder Erheiterung bei allen aus. Boar, hallo? Wie unhöflich ist das denn? Da gibt's zur Strafe kein Trinkgeld. Haha, ein WTF-Fakt, denn in Korea gibt man Trinkgeld, wenn man den anderen beleidigen will, sprich ich müsste Trinkgeld geben, wenn ich nicht zu frieden war. Trinkgelder werden vor allem von Älteren als Almosten und damit als Beleidigung gedeutet. Die Jüngeren sehen das nicht so eng. In den meisten Läden arbeiten ältere, so weit man das schätzen kann...denn wir wissen ja, zwischen 20 und 60 sehen die meisten gleich alt aus.
Als Essen bekomme ich Kimchi, schwarze Bohnen, angemachtes Grünzeug, undefinierbares Gelee, eine ebenso undefinierbare rote Paste, Lauch oder zumindest so was in der Art und das Fischsüppchen. Das ganze hat 8.000 Won (6,07€) und ist damit vergleichsweise teuer für ein Mittag, in Anbetracht der Beilagen, aber auch ok, normalerweise gibt's nur Kimchi (das rote oben links) dazu. Angetan bin ich von den schwarzen Bohnen (mitte links) - sieht aus wie Hasenscheiße, schmeckt aber geil.
Zurück an der Arbeit heißt's mal wieder Schlange stehen. Wäre ja auch zu schön. War heute morgen schon ganz überrascht, dass ich die einzige war, die vorm Fahrstuhl gewartet hat.
Am Nachmittag gibts ne Telko mit den Kollegen zu Hause, was man mir vorher nicht verrät: Im wohl kältesten Raum, den das Gebäude anzubieten hat. Im Büro ist es viel zu warm, in dem Raum viel zu kalt. Nachdem ich mir fast ne Stunde darin den Arsch abgefroren habe, haben die Protokollführerin und die Dolmetscherin nichts besseres zu tun, als meine Haarfarbe auszudiskutieren, netterweise in Englisch, so dass ich auch dran teilhaben haben kann.
Sie meinen auch, dass das schwarze koreanische Haar schwer zu färben ist, da fällt mir doch gleich der schöne Witz aus der letzten Woche wieder ein und zeige ihnen dieses Bild, natürlich mit englischer Übersetzung. Darüber müssen sie sehr lachen.
Allerdings folgt dann gleich die Frage, ob viele Deutsche wissen wer das ist. Natürlich, er sagt ja auch oft lustige Sachen. Allerdings ist das schon ne berechtigte Frage, ich wüsste auch nicht wer Staatschef von Turkmenistan oder Kasachstan ist und die sind ja auch nicht gerade für ihre herausragende Demokratie bekannt. Misst man Nordkorea und Kim Jong Un zu viel Bedeutung zu? Egal, ich lache bestimmt auch wieder bei der nächsten "großen" Errungenschaft, die Nordkorea angeblich erreicht haben will.

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