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Samstag, 9. Januar 2016

Sightseeing und Essensexperimente

Da ich gestern sehr viel länger gearbeitet habe als gewollt, ist heute erstmal ausschlafen angesagt. Die Nacht hat dennoch nach knappen sechseinhalb Stunden ein jähes Ende gefunden, da mir ein Arm eingeschlafen ist. Um 10 geht's also aus den Federn und damit pünktlichst zum Frühstücksende, hab ich heute eh nicht so Lust drauf, daher nur halb so schlimm. Gegen 11 starte ich in Richtung Gyeongbokgung, einem großen Palast keine zwei Kilometer vom Hotel entfernt. Auf den Weg dorthin muss ich wieder an der amerikanischen Botschaft vorbei und zähle diesmal wie viele Polizisten diese eigentlich "bewachen". Mir ist das übermäßige Polizeiaufgebot schon zu vor aufgefallen, heute kommt es mir etwas mehr vor. Ich zähle allein 25 Polizisten nur am Haupteingang, dazu kommen noch etliche in den Seitenstraßen und am Hintereingang. Na wenn das mal nicht übertrieben ist.
Beondegi
Am Palast steht ein Essensstand, der Fleischspieße und Beondegi anbietet. Vor letzterem (Maden von Seidenwürmern) empfinde ich allerdings doch noch etwas ekel und entscheide mich für den Fleischspieß. Erheiterungspunkt: Serviette gibt's von der Klopapierrolle. Unkonventionell, aber praktisch.
Der Spieß besteht vermutlich aus Huhn, durch die Marinade ist das Fleisch kaum zu erkennen, aber es sehr lecker. Der Spieß kostet 3.000 Won (2,28€), damit im Vergleich etwas teuer, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Aber mal wieder bin ich vergeblich auf der Suche nach einem Mülleimer, vielleicht finde ich im Palast einen, hier zunächst auch Fehlanzeige, aber ich bekomme mit, dass ein paar Koreaner auch den Müll suchen und Polizisten fragen, die ans andere Ende des Platzes zeigen. Herrje.
Am Ticketschalter steh ich vor der Wahl zum einmaligen Palastbesuch für 6.000 Won (4,55€) oder ein Kombiticket für vier Paläste, dabei u.a. der in direkter Hotelnähe für 10.000 Won (7,59€). Na dann natürlich Kombiticket.

Der Gyeongbokgung-Palast entpuppt sich als riesig. Viele Gebäude gepaart mit großen Parkanlagen. Die Gebäude sind sehr bunt und wurden wahrscheinlich über die Jahre mehrmals neu angestrichen, die Farbe sieht zu gut aus, um aus dem 14. Jahrhundert zu stammen. Innerhalb der Gebäude finden sich meist bunte Malereien oder hin und wieder ein Thron, ein Altar oder andere ausgestellte Stücke. Betreten darf man das Innere nie, dafür tummeln sich Besucher an den wenigen offenen Fenstern zu den Gebäuden.
Drache oder gerupftes Huhn?
Überraschend finde ich, dass die Treppenstufen zu den Gebäuden einen relativ großen Abstand haben, der ist selbst für mich ziemlich groß und bekanntlich ist der Durchschnittskoreaner nicht gerade groß gewachsen. Nach drei Stunden habe ich einen Großteil der Gebäude gesehen und mein kulturhistorischer Bedarf ist mehr als gedeckt. Am östlichen Eingang findet sich das National Folk Museum of Korea, dazu fehlt mir aber ebenfalls im Moment die Lust, aber die Statuen, die sich wohl nur wegen des Museums auf dem Platz befinden schaue ich mir noch an.
Ein etwas anderer Blumenkübel
The Human Centipede
Und dabei finde ich auch die mit Abstand eigenartigste Statue, die ich je gesehen habe und ich bekomme so einen derben Lachanfall, dass ich kurz davor bin mich auf dem Boden zu kringeln. Oh, da gucken die Koreaner aber böse, sie scheinen "es" zu lieben und wollen sich in allen Lagen und Stellungen damit fotografieren lassen. Und ich kann nur an den Film The Human Centipede denken, und schaffe es immer noch nicht mit dem Lachen aufzuhören. Ich wollte eigentlich noch geocachen, aber ich ziehe auf Grund meiner Haarfarbe schon genug Aufmerksamkeit auf mich und das Lachen macht es nicht einfacher. Also muss ich etwas warten bevor ich starte.
Nach dem ich das gesehen habe, habe ich glaube ich alles gesehen, dann kann ich mich jetzt auch trauen Beondegi zu probieren. Also zurück zum Futterstand, da muss ich eh wieder dran vorbei. Der Becher kostet 2.000 Won (1,52€), selbst wenn das jetzt ein Reinfall wird, isses noch vertretbar. Was soll ich sagen, schmeckt gar nicht mal so schlecht. Den Geschmack kann ich ganz schwer beschreiben, da mir absolut nichts vergleichbares einfällt. Was mich allerdings relativ schnell stört ist, dass aus manchen noch Flüssigkeit (Kochwasser) rauskommt und das geschmacklich identisch zu den Seidenwürmern ist. Nach etwa 10 Stück habe ich die Nase voll davon. Dem wäre wohl nicht so, wenn wenigstens ein kleines bisschen ein Geschmacksunterschied vorhanden wäre.

Als weiteres Tagesziel habe ich mir Gwangjang Market vorgenommen, ein typischer koreanischer Markt, genau das was man mal live erlebt haben muss. Meine Dolmetscherin meinte zwar, dass ich mir das sparen soll und stattdessen nach Samseong Station fahren soll, aber das Internet klang zu viel versprechend. Da mir das zu weit zum Laufen ist, teste ich bei der Gelegenheiten mal U-Bahn fahren. Das geht durchaus einfach, man kauft ein Ticket (2 Stationen für 1.350 Won (1,02€)), bekommt eine Chip-Karte, auf die Guthaben geladen wurde, damit kann man die U-Bahn-Station betreten und nur Stationen wieder verlassen, die innerhalb des Guthabens sind, sonst muss man nachzahlen. Damit ist es kaum möglich schwarz zu fahren. Des Weiteren sind die Bahnsteige alle verglast und die Türen öffnen sich, sobald eine Bahn gehalten hat, damit kann auch keiner auf die Gleise springen. Diese verglasten Bahnsteige gibt's an unter- und überirdischen Bahnsteigen.
In der Bahn selbst findet man sich auch schnell zu recht, da alle Stationen in koreanisch und in englisch durchgesagt werden und zum besseren Verständnis wird der Name der Station sogar zwei Mal wiederholt und wäre sogar noch ablesbar. Hab ich mir deutlich komplizierter vorgestellt.
Was die Chipkarte angeht, dachte ich Anfangs, dass das ne ganz schöne Verschwendung ist, bis ich gesehen habe, dass man die Karten in Rückgabeautomaten stecken kann und 500 Won zurück bekommt. Damit hat die Fahrt gerade mal 850 Won (0,65€) gekostet.

Als ich die U-Bahn verlasse merke ich schnell, dass ich hier wohl im Schneiderviertel gelandet bin, überall Stoffläden, jeder zweite Laden hat Nähmaschinen vor der Tür, die meisten der Firma Singer.
Dann entdecke ich den Gwangjang Market, es ist einer der größten und ältesten traditionellen Märkte in Südkorea. Ich habe eine gewisse Erwartung, aber der Markt ist ein wahres Erlebnis.
Tausende Koreaner zwängen sich durch enge Gänge, in denen sich Stoffläden neben Lebensmittelständen befinden. In einer Ecke finden sich fast nur Fischstände, der Fisch liegt zu meist offen rum, daneben gibt es auch etliche Kimchi-Stände. In etwa ab der Mitte des Marktes beginnen Stände für warmes Essen. Vieles davon sieht fantastisch aus, einiges davon nicht so, z.B. koreanische Blutwurst, sieht eher aus wie ein überdimensionierter Wurm.
Kimchi
Ich würde gern was davon probieren, das sieht alles ziemlich gut aus, leider sind die Stände maßlos überlaufen. Etwas weiter hinten finde ich Stände, die nicht ganz so überlaufen sind. Meine Chance. Bei etlichen Ständen scheitere ich an der Sprachbarriere, denn so ganz die Katze im Sack zu kaufen, traue ich mich dann doch nicht. Die Schilder sind fast ausschließlich in koreanisch. Das wird so nichts. Ganz am Ende finde ich einen Stand, sie können englisch, juhu. Zu Essen bekomme ich aber nichts. So ganz warum verstehe ich allerdings nicht. Entweder sind die Nudeln alle und das gewollte Süppchen wird nur mit Nudeln verkauft oder sie wollen schlicht weg nicht. Püh, dann eben nicht.
Gimbap
Also hole ich mir an einem anderen Stand zunächst Gimbap, einen beliebten koreanischen Imbiss aus Purpurtang (kor. Gim) und Reis (kor. Bap), für später und eine Kürbissuppe für gleich. Die Suppe ist sehr lecker, wenn auch hier wieder Reisgedöns mit rein gegeben wurde. Macht das ganze irgendwie madig... und damit schließt sich der Kreis.







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