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Donnerstag, 7. Januar 2016

Koreanische Gepflogenheiten

Mir fällt gar keine rechte Überschrift für den nachfolgenden Blogeintrag ein, hmmm, daher passt die Überschrift evtl. nur bedingt.

Zum Mittag wurde ich heute vom Oberverantwortlichen des Versicherungsprojekts eingeladen. Ursprünglich geplant war ein Dinner, daraus wurde ein Lunch in einem Seafood-Restaurant und anschließend ein Lunch in einem traditionellen koreanischen Restaurant. Praktischerweise geht bei derartigen Essen immer die Dolmetscherin mit. Wenn ich es recht betrachte, hat sie eigentlich n ziemlich coolen Job: dolmetschen, wenn es erforderlich ist, ansonsten springt öfters mal ein Essen für Lau raus, wenn sie dolmetschend beistehen muss.
Das Mittagessen kann ich aber direkt nutzen, um einige Fragen über Korea zu stellen, zu denen ich im "normalen" Rahmen keine Gelegenheit finde.
Mir wurde gestern ein Artikel zu gespielt (danke Jäne), dass in Korea mehr Kimchi aus China, als aus Korea serviert wird. Also frage ich nach, ob dem wirklich so ist. Gut, ich gehe das Thema etwas anders an und frage zu erst, ob koreanische Restaurants und auch die kleinen Imbisse Kmichi selbst zu bereiten oder dies Fertigprodukte sind? Da es sehr viel billiger ist, Kimchi selbst zu zubereiten (selbst in kleineren Mengen), als auf dem Marktplatz zu kaufen, bereiten die meisten Kimchi selbst zu. Daraufhin erwähne ich den o.g. Artikel. Meine Dolmetscherin hadert etwas mit ihrer Antwort, aber sie ist sich sehr sicher, dass die kleinen Restaurants/Imbisse das Kimchi selbst zubereiten, weil es eben am billigsten ist und die größeren auf Fertigprodukte aus China zurückgreifen. Dabei muss man natürlich bedenken, dass die Qualität aus China nicht sehr gut ist. Dazu fällt mir nur ein "Wie halt alles, das in China produziert wird." Und sie lacht laut. Das ist echt das erstmal, dass ich sie laut lachen höre, bisher war es eher dieses asientypische in sich hinein lachen, ohne aus sich heraus zugehen.

Im Restaurant bin ich überrascht wie viele Schlüsseln für fünf Leute auf den Tisch gestellt werden und frage mich schon, wer denn das alles essen soll!? In der Tischmitte befindet sich eine Art Fondue (mit Brühe), darin soll dann - ähnlich wie beim Fondue - Fleisch gegart werden. Dazu viele Kleinigkeiten: Kimchi darf natürlich nicht fehlen, Bohnen, Salat, mariniertes Grünzeug, Reis, usw.
Es schmeckt fantastisch. Der Oberverantwortliche sagt abschließend zu mir, dass er schon viele Leute getroffen hat, die niemals erwartet haben, dass koreanisches Essen so lecker ist und auch gar nicht, dass es so serviert wird. Nun ja, dass es lecker ist, habe ich schon erwartet, aber die Darbietung war tatsächlich unerwartet. Und ich habe tatsächlich auch nicht erwartet, dass die koreanische Küche aus so vielen Meeresfrüchten besteht. Aber gut, ja, es ist eine Halbinsel, es ist also doch nahe liegend.
Ich nutze ebenfalls das Mittagessen, um die koreanischen Kollegen zu fragen, wie ihre Einstellung zu Nordkorea ist. Gestern hat Nordkorea angeblich erfolgreich einen Wasserstoffbombentest durchgeführt. Als Europäer finde ich derartige Nachrichten immer wieder belustigend und zugleich auch ziemlich peinlich. Ich denke, dass es evtl. eher ein natürliches Erdbeben war und dies die Nordkoreaner als Anlass nehmen: "Wir haben ne Wasserstoffbombe getestet, siehste aufm Seismographen!".
Für Südkoreaner sind derartige Meldungen ebenfalls eher belustigend, keiner macht sich Sorgen, dass es Ernst gemeint sein könnte. Stattdessen klingen die meisten Meldungen aus Nordkorea (Zitat!) "really funny". Gut, damit sind wir auf dem selben Level.

Nach dem das Fleisch aufgegessen wurde und ich nicht mal meinen Reis geschafft habe, wird der Tisch teilweise abgeräumt, in die restliche Brühe werden Nudeln und Gewürze gegeben. Ich werde gefragt, ob ich Nudeln mag. Ja, mag ich, aber eigentlich bin ich schon satt. Ne "Vorsuppe" gabs btw. auch, aus Kürbis (nur durch Erklärung erkannt). Wer soll denn das noch essen? Nach etwa 10 Minuten sind die Nudeln durch und werden als Suppe gereicht. Als meine Kollegen zu essen beginnen, erkenne ich genau die Situation von gestern: Suppe wird mit dem Löffel gegessen, und es werden nie Löffel und Stäbchen zeitgleich benutzt, also frage ich zur Sicherheit doch noch mal nach: alles gut, ich kann essen, wie ich will. Kurz bevor wir alles aufgegessen habe, werde ich mal wieder gefragt, ob ich ne Gabel brauch *Kopf schüttel*.
Auch die Nudelsuppe war sehr sehr lecker, wenn auch etwas zu scharf für meinen Geschmack. Als Nachtisch gibt es übrigens Beerensaft. Ja, Saft.

Auf dem Rückweg zur Arbeit unterhalte ich mir mit dem Oberverantwortlichen, es geht größtenteils ums Wetter. So gibt es aktuell einen der wärmsten Winter seit Jahrzehnten, wunderlich für mich, weil ich es trotz minus -2°C für extrem kalt halte. -2°C in Deutschland empfinde ich als nicht so kalt, wie hier. Aber er versichert mir, dass die letzten Winter im Schnitt -20°C hatten. Oh ok, gerade noch mal Glück gehabt. Er erklärt mir außerdem, dass der letzte Sommer eher kalt war. Da -2°C offenbar warm sind, frage ich vorsichtig, welche Temperaturen er im Sommer denn als "niedrig" versteht. Niedrige Temperaturen im Sommer sind so um die 35°C. What the...

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