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Donnerstag, 21. Januar 2016

Nochmal die kulinarischen Köstlichkeiten ausprobieren

...bevor es wieder noch Hause geht.
Immerhin isses nicht mehr ganz so bitterkalt, damit kann ich die Chance ergreifen raus zugehen und leckeres koreanisches Essen zu probieren - solange ich noch Gelegenheit dazu habe.

Da es gestern den zweiten Tag in Folge drohte ein extrem langer Arbeitstag zu werden (vorgestern bis 2 Uhr nachts) hat mich Seok zum Abendbrot eingeladen: koreanisches BBQ.
Das ist mal abgefahren. Das ganze Restaurant ist nur darauf ausgerichtet. In den Holztischen befindet sich ein eingelassener Kessel, in den ein Steintopf voller glühender Kohlen gegeben wird. Ein Gitter und ein festinstallierter, drehbarer Abzug drüber und schon ist der Grill fertig.
Kaum sitzen wir und bestellen, kommt auch schon die Kellnerin mit ihrem Wägelchen voller kleiner Schälchen und räumt ruckzuck den Tisch voll. Ich frage mich langsam, wo sie die Schälchen denn noch hinstellen will, aber sie findet für alles einen Platz und karrt weitere Schalen herbei - wo sollen die denn noch hin?
Nach dem der Tisch vollgekracht ist mit Kimchi, verschiedenen Sößchen, zwei Schälchen Salz mit Sesam, eiskalter Suppe, angemachten Zwiebeln, eingelegter Lotuswurzel, rohen Knoblauchzehen, Salat und anderen Gedöns, dass ich nicht mehr zusammenkriege, wird es erst richtig interessant.
Denn neben einem Teller voller Fleisch wird auch eine Schere an den Tisch gebracht. Wie ich schnell lerne, wird damit das Fleisch geschnitten. Ungewohnt, aber eigentlich super praktisch. Denn man kann das Fleisch mit einer Zange festhalten und mit der Schere klein schnippeln.
In Kombination mit allen Gedöns, was auf dem Tisch steht, ist das Essen ein absoluter Traum.
Dazu gibt es Bier und koreanischen Schnaps (Soju). Seok mischt aber, weil es in Korea üblich ist, das Bier mit dem Schnaps. Das ist nicht mein Fall. Das Bier und der Schnaps einzeln schmecken hingegen richtig gut. Unhöflich sein will ich aber nicht, also trinken wir Mixed-Beer bis das Bier alle ist und danach Schnaps pur.
Der Schnaps schmeckt wie Klarer, hat aber nur 17,5% und ist damit ggü. Klaren trinkbar.

Am nächsten Tag geht's mit den Kollegen von meiner Firma und Kollegen von der SAP zum Mittag - wieder mal ein internationales Mittag: Ein Kanadier, ein Singapurer (!?) und zwei Deutsche.
Es soll Dakgalbi geben, ich bin sehr gespannt, denn unter dem Namen kann ich mir nichts vorstellen. Und es ist durchaus spannend, denn in einer großen Pfanne in der Mitte des Tisches werden Kraut, Huhn, süße Kartoffeln und diverses Gemüse gebraten. Dazu gibt es wie oft allerlei Kleinkram: Kimchi, Rettich, Knoblauchzehen, Salat, Sößchen, usw.
Dakgalbi
Es ist für meinen Geschmack an der Obergrenze der essbaren Schärfe, aber es ist so unglaublich lecker - wenn ich nicht so satt gewesen wäre, hätte ich über Stunden weiteressen können.
Mich hätte der Preis ganz gern interessiert, aber einer der Kollegen hat uns eingeladen, so dass ich es für unhöflich hielt nach dem Preis zu fragen.

Dienstag, 19. Januar 2016

Wegen Kälte geschlossen

Abgesehen davon, dass mich eine Erkältung am Sonntag auf die Couch zwang und ich mich gestern sehnsüchtig auf selbige gewünscht habe, ist es viel zu kalt, um auch nur irgendwas zu unternehmen.
Gefühlte -22°C waren gestern Abend draußen, da will keiner freiwillig raus. Heute morgen isses auf gefühlte -25°C runtergegangen, da sind selbst die wenigen Meter bis in Büro schon wenige Meter zu viel. Ob das nun normal ist oder nicht scheiden sich die Geister: Fragste vier Leute bekommste fünf Meinung: "normal", "nicht normal", "früher mal", "sonst isses auch kalt, aber nicht so kalt" und meine Lieblingsantwort: "Sei froh, dass nicht Sommer ist, sonst wär's unerträglich heiß."
Daher wird's ruhig in den nächsten Tagen.

Samstag, 16. Januar 2016

Von Sightseeing und Sauerkraut

Heute habe ich eigentlich nur den Plan, dass ich mir das Seodaemun Prison ansehen möchte und danach mal sehen was kommt. Aber erstmal ausschlafen, so dass der Tag erst ab 11 Uhr beginnt, gegen 12 Uhr starte ich Richtung Gefängnis, das ist vom Hotel aus recht gut erlaufbar.
Songjae Suhr Jae-Phil
Vor Ort lasse ich erstmal den Unabhängigkeitsplatz auf mich wirken, ein schöner Park mit mehreren Statuen, an dem an die koreanische Unabhängigkeit von Japan nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert wird. Im Vergleich zu anderen Sehenswürdigkeiten ist es hier erfrischend ruhig, endlich mal was nach meinem Geschmack, denn die anderen Sachen waren bisher immer völlig überlaufen. Danach gehe ich zum Gefängnis weiter.
Erstmal noch fix den Geocache vor Ort absolvieren, gar nicht so leicht mit all den Muggeln hier, aber Koreaner (egal ob 15 oder 99 Jahre) schauen eh die meiste Zeit auf ihr Smartphone, von daher: Wenn interessiert's?
Als ich mich grad der Kasse nähere spricht mich ein junger Koreaner an und bietet mir eine englische Tour für lau an, wenn ich denn Lust habe. Ja, warum nicht? Ich bin dann aber doch verwundert, dass er sich als Guide anbietet, aber dann doch sein Ticket bezahlen muss, Ich frage nach: Er ist Schüler (16) und nutzt dieses Freiwilligenprogramm, um Englisch zu üben. Ok, coole Sache, aber warum muss er dann Eintritt zahlen? Die Antwort ist simpel: Gute Bildung kostet. - Oh ok - interessant.
Er zählt mir einige historische Aspekte zum Gefängnis, die durchaus interessant sind. Als nächstes folgt der Teil durchs Museum, der fast ausschließlich aus Bildern und Texten besteht. Er gibt mir Zeit alles anzuschauen, will ich aber eigentlich gar nicht. Also erkläre ich ihm erstmal welcher Typ von Besucher ich bin: ich hab kein Interesse Texte zu lesen oder Bilder anzuschauen, sondern ich will das Gefängnis sehen wie es ist: Als Gefängnis, nicht als Museum. Überrascht ihn etwas, ist aber nicht böse darüber. Wenigstens kann ich so die Zeit nutzen, um mal wieder ein paar Dinge über Korea zu erfahren, die der "normale" Besucher nicht erfährt. So erfahre ich bspw., dass es jedes Jahr im Oktober und November Einstufungstests für Schüler gibt (in höheren Klassen sind das die Einstufungstests für die Uni). Ein Teil davon ist auch Geschichte. Da es aber zu viel Geschichte für ein Wochenende ist, hat sich eingebürgert, dass die Mütter verschiedene Teile der Geschichte lernen und ganzjährig abwechselnd mit einer Gruppe von Kindern an den Wochenenden verschiedene Sehenswürdigkeiten besuchen und ihnen die Geschichte erklären. Erkennbar sind die Kinder an den einheitlichen Rucksackfarben. Aha! Ich hatte mich schon gewundert, dass gerade am Wochenende so viele Kinder an den Sehenswürdigkeiten unterwegs sind und angestrengt zu hören.
Nach der sehr aufschlussreichen Tour geht weiter zum Bongeunsa Tempel, einem der bekanntesten buddhistischen Tempel in Korea. Dazu muss ich aber erstmal die U-Bahn nehmen und dachte schon, weil ich die einzige am Bahnsteig bin, dass es eine relativ entspannte Fahrt wird, was kommt ist eine der überfülltesten Bahnen, die ich bisher erlebt habe. Wow.
Mireukdaebul und ich
Der Bongeunsa-Tempel ist schön anzusehen. Viele Leute kommen zum Beten her, mir fallen vier Leute immer wieder auf, die zum Beten herkommen sind und mir während des gesamten Besuchs immer wieder begegnen. Ausgehend von denen ist Buddhismus ne recht anstrengende Angelegenheit: In jedes Gebetsgebäude rein gehen, davor Schuhe ausziehen, dann zum nächsten, usw. Ganz zum Schluss zu Mireukdaebul, der größten Buddha-Statue in Korea. Dort muss man als Buddhist zu erst davor beten, dann einmal um die Statue laufen. Die Statue hat mehrere Motive eingraviert, vor jeder Gravur muss man stehenbleiben und sich verneigen. Ich hab nicht gezählt, aber es sind mindestens acht, wenn nicht gar mehr.
Die Amis und die Sowjets haben ihren
Schrott da gelassen
Danach fahre ich noch zum Korean War Memorial, weil dies auf dem Rückweg zum Hotel liegt. Hier gibt's viele Kriegsgeräte (Flugzeuge, Kanonen, Raketen, Panzer,...) von den Amerikanern und Sowjets zu sehen. Auf viele Kriegsgeräte kann man auch hochklettern. Es gäbe auch noch die Möglichkeit die Memorial Hall zu besuchen, aber da hab ich keine Lust dazu und fahre kurz vor 18 Uhr zurück zum Hotel.

Gegen 19 Uhr gehe ich noch mit ein paar Kollegen meiner Firma und der SAP zum Dinner und anschließenden Bier. Das ist heute sehr international: Ein Inder, ein Kanadier, ein Niederländer und zwei Deutsche. Wir versuchen drei Restaurants, keins hat einen Tisch für fünf Leute frei oder nur mit einer Wartezeit von über einer Stunde oder man teilt uns im Restaurant in 3 bzw. 2  Personen auf. So schlägt einer vor "Let's go to my ex-wife" Was seiner Ex-Frau? Wie lange ist er schon hier, dass er hier eine Ex-Frau hat und warum wohnt er dann noch im Hotel!? Und wenn das schon seine Ex ist, warum will er überhaupt dort hin? Der Witz wird dann doch schnell klar, das Restaurant heißt "My x-Wife's Secret Recipe". Alles klar.
Würstchen und Sauerkraut
Die Karte beinhaltet alles! Von vermeintlicher deutscher, über vermeintlicher italienischer Küche und keine Ahnung was noch. So haben wir eine Platte mit Würsten und Sauerkraut und ansonsten italienischen Gerichten bestellt.
Mit Sauerkraut hat das Gebrachte nix zu tun, das ist mehr ein lecker angemachter und gedünsteter Krautsalat. Das Würstchen, dass ich probiert habe, war aber gar nicht mal so schlecht.
Ich hab Pasta mit Meeresfrüchten bestellt, ich hätte auch gern ein Steak genommen, aber "Beef Steak Teriyaki with Fried Rice" klang dann doch nicht mehr so lecker.

Danach gehen wir noch eine Brauerei, ich probiere verschiedene Sorten, aber davon schmeckt mir nix. Das Pilsener ist einfach nur bähh, das empfohlene I.P.A. schmeckt wie eine Mischung aus Kaugummi und Bier und das Pale Lager am Schluss war auch alles andere als lecker.
Eingang zur Brauerei
Aber immerhin wurde ich diesen Abend auch mal wieder Opfer der Technik: Auf dem Klo gab's gleich wohl ein Smartlet (ein intelligentes Klo, wie im Hotel), leider spült dieses nicht automatisch. Neben dem Klo befinden sich bald 20 Knöpfe, alle in Koreanisch. Ja, welchen genau muss ich nun zum Spülen drücken? Ich probiere den ersten Knopf: Der Fön geht an - ok, der isses schon mal nicht. Zweiter Knopf: Ein kleiner Stift kommt aus dem Klo herausgefahren, und bevor ich auch nur verstehe, was das ist, kommt ein Strahl Wasser heraus. Fuck, Und alles auf meine Hose! Nun sehe ich aus, als hätte ich eingepisst. Na vielen Dank! Nun zwänge ich mich ganz an die Wand und probiere die restlichen Knöpfe. Nichts führt ein Spülen herbei.
Ich merke aber schon, dass sich vorm Klo ne Schlange gebildet hat, ich öffne vorsichtig die Tür und erkläre schnell, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was ich für einen Knopf drücken muss. Sie hat zum Glück kein Problem damit. Puhhhh. Dass einmal aufs Klo gehen, so ein Problem sein kann....

Freitag, 15. Januar 2016

Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus

Puhh, heute morgen bin ich gar nicht aus dem Bett gekommen, deswegen muss das Frühstück ausfallen und hole mir n Snack im 24h Laden. Näher definiert ist der Snack: Saft - angeblich aus 100% Frucht, schmeckt aber ziemlich chemisch - und zwei gekochten Eiern - wobei die nur vom Bild her gekocht sind, den Text kann ich leider nicht lesen. Aber wie ich so beim vorsichtigen Aufschlagen bin, überlege ich schon, dass mir Salz und Pfeffer fehlt. Wie sich schnell herausstellt, ist das Ei sehr salzig. Wie bitte schafft man es, dass ein gekochtes, ungeschältes Ei so salzig ist? Geben die dem Huhn Salz zu fressen? Dabei fehlt mir Salz oftmals im Essen, naja kein Wunder, wenn das alles die Hühner kriegen!
Muss ich noch was zum Fahrstuhl-Adventureland schreiben? Ich denke nicht...ach oder doch, da ich gefragt wurde, wie lange man denn im Schnitt ansteht. Also kommt drauf an. Zunächst mal, gibt es Regeln zur Fahrstuhlnutzung: Mittagszeit ist i.d.R. zwischen 12 und 13 Uhr, da aber viel zu viele Menschen in dem Gebäude arbeiten (etwa 100 pro Etage), geht das natürlich nicht. Also wurde eingeführt, dass die Etagen in 5 Minuten-Takt in die Pause gehen. 27. Stock um 12:05, 26. Stock  12:00, 25. Stock  11:55, ... .21. Stock 11:35, usw.  bis zum 17. Stock. Ja, das funktioniert zwar in der Theorie, aber in der Praxis überhaupt nicht, denn wenn 100 Leute zeitgleich 11:35 an den Fahrstuhl strömen, sind a) beide nicht da, b) wahrscheinlich schon voll, wenn sie die Etage erreichen (sollten) und c) stapeln sich die Koreaner zwar fast darin, aber irgendwann meint dann auch der Fahrstuhl mal "Ich bin voll!" und verweigert die Weiterfahrt. Außerdem kommen dann noch die Ausnahmen, wie bspw. ich dazu, die 11:45 mit den Kollegen im Erdgeschoss verabredet sind und die Regeln nur belächeln. 
Aber wir machen heute den Test: Ich gehe die Treppen am Stück runter, Kollege stellt sich am Fahrstuhl an. Ich brauch knappe 4 Minuten nach unten, eine gute Minute geht aber allein dafür drauf, dass nach dem 3. Stock die Beschilderung/Nummerierung fehlt und man im vermeintlichen Erdgeschoss vor einer fehlenden Tür steht. Hm!? Egal, mein Kollege kommt 8 Minuten nach mir unten an, aber mit deutlich wenigeren Unterschenkelschmerzen als ich.
Zur besseren Orientierung:
Die Entfernung zwischen Arbeit und Hotel
Nun zum Thema "nach oben fahren". Früh geht's eigentlich, liegt aber daran, dass ich erst um 9 anfange und die meisten Koreaner deutlich eher im Büro sind, hier liegen die Wartezeiten zwischen 5 und 15 Minuten. Sprich, ich gehe im Schnitt spätestens 8:45 Uhr im Hotel los, hole noch einen Kaffee und stelle mich dann an. I.d.R. bin ich spätestens 9:05 Uhr im Büro. 
Mittags hingegen ist das deutlich schwieriger. Da alle auf dem Rückweg ins Büro zu anderen Zeiten zurückkommen als vorgesehen. So steht man meist mindestens 20 Minuten am Fahrstuhl an - und wer will schon in den 21. Stock laufen??? Um die Ecke gibt's noch einen kleinen Fahrstuhl, der nur in den Stockwerken 1, 5, 22 und 27 hält. Die Schlange ist zwar auch lang, aber durch die Begrenzung auf vier Stockwerke deutlich schneller, dann muss man eben ein Stockwerk wieder runterlaufen. 
So viel wollte ich zum Thema gar nicht mehr schreiben, aber die Situation ist leider nicht in zwei Sätzen erklärt.
So noch kurz zum Mittag: Original italian food mit Spaghetti Bolognese mit sehr aldenten Spaghetti und Bolognese mit 3g Fleischanteil - ach das angewärmte Hahnenwasser nicht zu vergessen. 

Nun aber zur Abendgestaltung: Noryangjin Fischmarkt. Der absolute Hammer. Auf keine Ahnung wie viele Quadratmeter frischer Fisch und Meeresfrüchte en masse. Schon als ich die Brücke über den Bahnhof überschreite ist der Fischgeruch deutlich wahrnehmbar. Es wird immer schlimmer, je näher ich dem Markt komme. 
Das Gebäude ist - naja ziemlich heruntergekommen und dreckig - und der Fischmarkt wirkt für meinen europäischen Standard-gewöhnten Geschmack auch alles andere als "hier würde ich was kaufen." Allerdings ist es schon ne interessante Option, dass man sich den Fisch raussuchen kann, der kurz danach klein geschnitten wird und man sich in den angrenzenden Restaurants zubereiten lassen kann. 
Die meiste Zeit denke ich nur "WTF" und bin heilfroh Ausländerin zu sein, denn im Gegensatz zu den Koreanern lässt man mich in Ruhe. Ich musste schon im Büro lachen, die Dolmetscherin fragte mich, ob ich zur Wochenendgestaltung noch irgendwelche Fragen habe, und erzählte ihr kurz meinen Plan. Sie meinte, dass gerade auf dem Fischmarkt der Umgang ziemlich rau ist: "Hey, I'm German! I do not think that will be a problem." Sieht sie auch schnell ein und lacht. Jedenfalls kommt es mir eher vor wie auf dem Basar, mich lässt man ja zum Glück in Ruhe, alle Koreaner werden aber zugetextet. Kaufen will hier definitiv nichts, aber es schon faszinierend so etwas mit anzusehen.
Zurück im Hotel will ich eigentlich nur noch der entspannten Abendgestaltung nachgehen, werde aber daran erinnert, dass ich ja noch wegen Stäbchen in die Spur gehen
wollte, das hatte ich leider total vergessen. Also noch mal ins Sogong Underground Shopping Center direkt am Hotel - die Läden haben schon zu, also klappere ich nur die Schaufenster ab.
Ähmm?
Gefunden an einem Schaufenster
So wie ich wieder im Hotel bin, überlege ich aber, dass ich mit meinen, im Souvenirshop gekauften Stäbchen auch nicht so 100% zu frieden bin und gehe nochmals im Internet auf die Suche, wo man sonst noch sowas kaufen kann. Dabei finde ich Lotte Mart an der Seoul Station, der bis 24 Uhr geöffnet ist, prima noch ne anderthalbe Stunde Zeit und nur eine U-Bahn-Station von hier.
Und wieder erwartet mich so ein WTF-Laden, gigantisch groß, Massen von Koreanern darin. Erstmal durchschlendern und überraschen lassen, wie billig die Stäbchen hier sind. Im Vergleich: für vier Mal Löffel und Stäbchen im Souvenirsshop 28.000 Won (21,32€) ggü. 10 Stäbchen und 5 Löffel für knappe 13.000 Won (9,76€).
Ausbeute
Ansonsten überfordert mich der Laden total, es gibt drei ganze Regalreihen nur für Seetang, mehrere Reihen für Reis, einen klitzekleinen Regalabschnitt für Spaghetti und Co. und extremst viele Regale für Chips. Und die Leute krachen sich die Wagen voll, bis oben hin, meist mit Chips und anderen Knabbereien. In Anbetracht dessen frag ich mich warum Koreaner fast alle schlank sind.
Vollgepackt mit (endlich den richtigen) Stäbchen und Löffeln und anderen Kochgedöns geht's zur Kasse. Aber wie auch in Deutschland habe ich auch hier mein Talent ausgelebt, zwar die Kasse mit den wenigstens Leuten und dem geringsten Wageninhalt gefunden zu haben, aber trotzdem den Problemkunden und die langsamste Kassiererin erwischt zu haben. :-(
Ich bin selbst etwas überrascht, dass ich dann 96.400 Won (72,40€) zahlen muss - soviel wollte ich doch gar nicht kaufen!
Schön finde ich aber, dass am Ladenausgang Packstationen bereitstehen, an denen die Kunden kostenlos die alten Kartonverpackungen nutzen und verkleben können, um ihre Einkäufe zu verpacken - in Dtl. geht ja so was nicht, da will man noch Geld verdienen und verkauft den Karton teuer als "recyclte Einkaufsbox".

Donnerstag, 14. Januar 2016

Der Fahrstuhl ist ein echtes Highlight

Mein üblicher Kaffeeladen hat heute morgen geschlossen, obwohl "OPEN" dran steht oder hat endlich seine Tür reparieren lassen, die geht nämlich sonst nicht ganz zu, da wurde sie wohl nur zu gut repariert, wenn man gar nicht mehr rein kommt. Also gab's heute notgedrungen von Jesus gesegneten Kaffee vom Jesus Family Cafe-Straßenstand vorm Bürogebäude, wo ich ausgegebenen Gründen keinen Kaffee mehr kaufen wollte. Im Büro gibt's wie jeden Morgen erst mal ein Meeting - danach ist mir heute allerdings gar nicht, ich bin ziemlich müde und wäre lieber im Bett. Dass ich aber gestern meinen Kaffee wo anders kaufte (Zeitmangel) und heute wieder, brachte die Eingangsfrage auf, ob ich meinen Kaffee jeden Tag wo anders hole? Hmm, offenbar ein Thema, dass sie beschäftigt und mich und euch jetzt auch, aber eine ganze Woche lang fiel ihnen nicht auf, dass ich immer im gleichen Laden war. Naja, egal.

Da ich gern bebildere:
Die Bürotür ;-)
Zum Mittag gehe ich heute mal wieder mit meinen koreanischen Kollegen von Samsung essen, allerdings ohne Dolmetscher, das ist sowieso schon immer ne Nummer für sich, da koreanisches Englisch sehr schwer zu verstehen ist. Aber gut, für mich ist es auch sehr schwer die koreanischen Namen korrekt auszusprechen, von daher alles halb so wild. Für viel größere Erheiterung sorgt aber mal wieder der Fahrstuhl: Nach dem wir etwa 10 Minuten vor der Bürotür warten und der - oder besser gesagt - beide Fahrstühle keine Anstalten machen bei uns im 21. Stock zu halten, versuchen wir es am internen Fahrstuhl, der nur zu den Besprechungsräumen ein paar Stockwerke unter uns fährt, aber auch hier keine Chance. Also Treppen bis in den 15. Stock, warum wir nicht im 16. Stock unser Glück versuchen erschließt sich mir nicht. Denn sowohl die linken beiden Fahrstühle (1. bis 16. Stock), als auch die rechten beiden (1., 16. - 27. Stock) fahren den 1. und den 16. Stock als gemeinsamen Nenner an, da wäre die Chance gleich vierfach. Aber gut, dann eben 15. Stock. Kaum machen wir die Treppenhaustür auf, schon zeigt sich die riesige Schlange vorm Fahrstuhl. Sie geht vom vermeintlichen Standort des Fahrstuhls, den kann ich nämlich nicht sehen, einmal um die Ecke bis zu den Toiletten, macht an der Wand einen 180° Knick, führt einmal komplett die ganze Etage entlang bis am anderen Ende wieder eine Wand kommt und macht auch dort wieder einen 180° Knick und endet dann schließlich 1m vor der Treppenhaustür, die sich wiederum in Fahrstuhlnähe befindet. Ich muss laut lachen, die Koreaner gucken mal wieder komisch...bin ich ja schon gewöhnt. Herrje. :-D
Ok, dann also auch den Rest zu Fuß, da fällt mir als erstes auf, dass es keinen 13. Stock gibt, das ist nach Erklärung ein amerikanisches Ding, weil Unglückszahl, und einen 4. Stock gibt's auch nicht, weil das in Asien eine Unglückszahl ist - gut, das erklärt auch, warum ich mich draußen beim Durchzählen der Stockwerke verzählt habe und nicht auf 27 kam. Ich hatte schon an mir gezweifelt.

Aber nun endlich zum Mittag: Ich werde durch die engen Gassen geführt, die ich vor einigen Tagen doch schnell wieder verlassen wollte, in ein Restaurant, dass von draußen mal gar nicht einladend aussieht, da das Gebäude doch ziemlich heruntergekommen wirkt. Drinnen werden wir überraschend in den zweiten Stock geschickt, wow ein Lokal über drei Etage, das hab ich hier auch noch nicht gesehen, sonst sind das immer ziemlich kleine Läden, mit wenigen Tischen und alle proppevoll. Manchmal auch über eine Etage mit verschachtelten Gängen, in der Hoffnung, man findet wieder raus. Allerdings hat das Gebäude auch innen seine Tücken, jede Treppenstufe hat eine unterschiedliche Höhe und Tiefe, es ist fast unmöglich ohne zwischenzeitlich zu stocken, die Treppe am Stück hoch oder runter zu gehen. Dazu noch, muss selbst ich mich mehrmals ducken, um nicht an die Decke zu stoßen. Die Koreaner scheinen es gewöhnt zu sein, die männlichen Kollegen sind höchstens einen halben Kopf größer als ich.
Zum Essen verlasse ich mich rein weg auf die Empfehlung der Kollegen, die entscheiden sich schnell für Bibimbap. Ich bin gespannt.
Bibimbap
Es kommt eine sehr heiße Steinschale, die Gemüse, Reis, etwas Fleisch, Soße und ein rohes Eigelb enthält. Das Eigelb habe ich schon oft auf Speisekarten gesehen und hat mich immer abgeschreckt. Rohes Ei, da ist immer Vorsicht geboten. Bei diesem Gericht muss das Essen vorher einmal umgerührt werden, durch das sehr heiße Steingefäß stockt das Eigelb aber sofort beim Rumrühren. Problem gelöst.
Und das war echt lecker, wenn auch ein bisschen scharf, aber es ging gerade noch so für mich.
Die Koreaner möchten dann etwas über die Flüchtlingssituation in Deutschland wissen, und dass sie es gut heißen, dass Deutschland so handelt und natürlich auch meine Meinung zum Thema wissen. Uff und das in Englisch. Ja, ich finde das auch gut, aber es sind zu viele, was zu organisatorischen Problemen führt. Dann fragen sie, ob jeder Flüchtling ein Haus bekommt? Da muss ich erstmal verwundert nachfragen, anscheinend berichten die Nachrichten auch in Südkorea nicht ganz so wie es ist.
Naja, aber dafür kann ich gleich die Chance nutzen, wenn wir schon bei solchen Themen ohne Dolmetscher sind, was denn ihre Meinung zu Nordkorea ist. Das habe ich ja letzte Woche schon mal angeschnitten, aber da hauptsächlich die Meinung der Dolmetscherin gehört, die ist ja heute nicht dabei. Aber auch hier ist von den drei Herren die Meinung eindeutig: Wir machen uns keine Sorgen über Nordkorea, es ist i.d.R. ziemlich lächerlich, was man zu hören bekommt. Aber als neue Info kommt hinzu, und da muss ich mich jetzt auf die Aussage verlassen: Dass viele Südkoreaner das Verhalten ihrer Regierung ggü. Nordkorea nicht gut heißen bzw. sogar hassen. Stichwort ist hier z.B, das kindische Verhalten "Propagandabeschallung an der Grenze" seitens Südkorea in der letzten Woche.

Das Büro kurz nach Beginn der
Mittagspause.
Genug davon; der Nachmittag zieht sich zwischen: Ich will schlafen! Ich habe Hunger! Und nein bitte nicht noch mehr Arbeit! Ich bin heilfroh, als es endlich 18 Uhr ist und ich fluchtartig das Büro verlassen kann.
Beim Abendbrot im Hotel lese ich am Buffet was von Gurke, mache den Topf auf und entdecke keine, sieht aber auch nicht so toll aus, und stürze mich auf die Lasagne. Ein Kollege kommt später noch dazu und meint, dass er nicht verstehen kann, warum "Seegurke" hier ne Spezialität ist. Hmmm? Seegurke? Stand da nicht nur "Gurke"? Nein, tatsächlich "Sea Cucumber". Er meint ich solle es ruhig mal probieren, aber am besten nur ein kleines Stück.
Oh ja, besser ist das, das ist von der Konsistenz wie lappige Schweineschwarte gepaart mit Wackelpudding, schmeckt nicht schlecht, ist aber eklig zu essen. Gut, dass ich nur ein kleines Stück genommen habe. ;-) Und ja, auch ich kann nicht verstehen, warum dies eine Spezialität sein soll.

Danach geht's noch ne Runde durch die Underground-Shopping-Center. Eine Sache, die man hier auch schnell lernt, viele Läden finden sich in den U-Bahn-Stationen bzw. daran angeschlossenen unterirdischen Shoppingmeilen. Es ist ein stetiger Wechsel zwischen kalten U-Bahn-Shoppingbereich und ausschließlichem Shoppingbereich, so dass man die Etage nicht verlässt, aber ständig die Jacke zu- oder aufmachen muss.
Und nutzt man einen unbekannten Ausgang, kann man immer wieder überrascht sein, wo man rauskommt und was es dort zu erleben gibt. Das brachte mich zu dem nebenstehenden Foto. Da ich mir aber nicht sicher bin, ob ich den verworren Weg durch den Untergrund zurückfinde, gehe ich oberirdisch lang und lande schlussendlich, wegen der Nichtverfügbarkeit eines Fußgängerüberwegs wieder im Untergrund. Trotz gutem Orientierungssinn manchmal echt kompliziert.

Mittwoch, 13. Januar 2016

Ich arbeite entschieden zu viel....

Nach zwei Tagen mit extrem vielen Überstunden (grad mal acht Arbeitstage in diesem Jahr und ich bin schon bei 36 Überstunden, geht ja mal noch....*hust*) ist heute mal wieder Freizeit angesagt. Meine Kollegen, die dauerhaft vor Ort sind, sagten schon, dass ich es mit der Arbeitszeit nicht übertreiben soll, sie haben lange genug gebraucht, die Koreaner auf 8h zu trimmen.
Zum Mittag gehts heute mit Kollegen erst zum Japaner, der ist voll, dann zum Italiener, ebenfalls proppevoll und zum Schluss zu einem Food Court, mit immerhin einem freien Tisch. Die Auswahl an bebilderten Karten ist begrenzt, also folge ich einem Kollege auf gut Glück, naja die Bestellung ist dann auch wieder auf gut Glück, denn auf dem Bild ist nicht viel zu erkennen und kann weder mit dem koreanischen Text, noch mit der japanischen Bezeichnung (lesbare Schrift) etwas anfangen.
Was kommt ist eine japanische Fisch- und Muschelsuppe, die mit Stäbchen und Löffel fast unmöglich zu essen ist, aber sehr gut schmeckt. Naja, immerhin haben die Kollegen was zu lachen, über mein höchst kompliziertes Essen.
Beim Essen waren wir drei Deutsche und ein Inder, und der Inder hat die meiste Zeit gar nicht zugehört, aber trotzdem haben die anderen beiden permanent auf Englisch weiter geredet, etwas nervig.
Das Schlangenende ist links im Bild
Am Fahrstuhl hab ich mich dann auch gleich wieder gefreut, die Schlange der letzten Tage wurde noch getoppt, 10m Richtung Tür, dann 90° um die Ecke, 20m bis zur Wand, 90° 5m bis zur nächsten Wand und noch mal 7-8m um den Empfangstresen ringsrum. Alter Schwede, da muss man in der Mittagspause schon mal 20 Minuten Anstehen am Fahrstuhl mit einkalkulieren.

Beim Abendbrot hab ich mich etwas mit einem Kollegen verquatscht, wir haben uns intensiv über Australien ausgetauscht, hach da wäre ich jetzt lieber, das ist zwar bedeutend teurer, aber auch sehr viel wärmer. Hier hat es heute nämlich zu schneien begonnen, dadurch wurde es nur nasser, aber die Wolkendecke brachte nicht mehr Wärme, denn heute sind im Schnitt -5°C, gefühlt -12°C. Nächste Woche soll es noch mal kälter werden. Die Korea-erprobten Kollegen taten klug und meinten, dass ich mir keine gute Reisezeit rausgesucht habe....als ob ich mir die rausgesucht hätte....
Nach dem Abendbrot fahre ich zum Dongdaemun Design Plaza, einem futuristisch angehauchten Platz, der sich recht gut ins Stadtbild einfügt.
Immerhin gibts in der U-Bahn noch eine Erheiterung, denn bei Einfahrt der Bahn wird eine Fanfaren-Musik abgespielt, ich muss mal wieder lachen. In der Bahn selbst wird eine Dudelmusik abgespielt, bevor die nächste Station durchgesagt wird, auch interessant.
Damit schließe ich für heute. Ich habe keine Lust mehr auf "am Rechner sitzen."


Montag, 11. Januar 2016

Mittag auf Umwegen und Haarfarben

Heute gibt's nicht viel zu berichten, außer mal wieder ein interessantes Mittagessen.
Da ich mal einen anderen Laden probieren wollte, als den bevorzugten der letzten Woche, ging ich die engen Gassen ggü. der Arbeit lang, da aber irgendwann die Gassen immer enger wurden, bekam ich ein mulmiges Gefühl und wollte schnell wieder aus den Gassen raus. Gefährlich ist es hier nicht, aber unwohl fühlte ich mich dennoch. Gut, derartige Experimente sind für die nächste Zeit gestrichen. Nachdem ich mich also durch das Labyrinth gewunden habe, finde ich einen ansprechenden Laden, bunte Bildchen von Essen vor der Tür, das klingt nach: "Hier bekomme ich als Nicht-koreanischer-sprechender-Mensch auch was zu futtern." Kaum bin ich drin, wird man auf koreanisch begrüßt, das kann ich mittlerweile schon "Annyeonghaseyo". Dann geht's per Handzeichen weiter: "Ja, einen Tisch für eine Person" und schon werde ich platziert, nur um dann festzustellen, dass die Karte eine Tafel an der Wand ist, die ausschließlich in Koreanisch gehalten ist, natürlich ohne bunte Bildchen. Und die Bedienung quakt mich auch unentwegt auf koreanisch voll. Verdammt! Was mach ich denn jetzt? Auf gut Glück auf was zeigen und die Schärfehölle auf Erden riskieren oder abwarten bis sie ne bebilderte Karte drucken lässt oder doch lieber unauffällig den Laden wieder verlassen? Unauffällig....mit roten Haaren geht in Korea nichts unauffällig!
Aber sie will ja Geld verdienen, also mobilisiert sie die anderen Gäste, ob irgendeiner dabei ist, der mir die Karte übersetzen kann, das löst Erheiterung bei allen Gästen aus....ich will nur noch gehen! Gerade als ich aufspringen will, weil mir das endgültig zu doof ist, erbarmt sich eine Gästin und erklärt mir die Karte. Unsere Übereinkunft auf Suppe, nicht zu scharf und Fisch wäre auch ok, löst wieder Erheiterung bei allen aus. Boar, hallo? Wie unhöflich ist das denn? Da gibt's zur Strafe kein Trinkgeld. Haha, ein WTF-Fakt, denn in Korea gibt man Trinkgeld, wenn man den anderen beleidigen will, sprich ich müsste Trinkgeld geben, wenn ich nicht zu frieden war. Trinkgelder werden vor allem von Älteren als Almosten und damit als Beleidigung gedeutet. Die Jüngeren sehen das nicht so eng. In den meisten Läden arbeiten ältere, so weit man das schätzen kann...denn wir wissen ja, zwischen 20 und 60 sehen die meisten gleich alt aus.
Als Essen bekomme ich Kimchi, schwarze Bohnen, angemachtes Grünzeug, undefinierbares Gelee, eine ebenso undefinierbare rote Paste, Lauch oder zumindest so was in der Art und das Fischsüppchen. Das ganze hat 8.000 Won (6,07€) und ist damit vergleichsweise teuer für ein Mittag, in Anbetracht der Beilagen, aber auch ok, normalerweise gibt's nur Kimchi (das rote oben links) dazu. Angetan bin ich von den schwarzen Bohnen (mitte links) - sieht aus wie Hasenscheiße, schmeckt aber geil.
Zurück an der Arbeit heißt's mal wieder Schlange stehen. Wäre ja auch zu schön. War heute morgen schon ganz überrascht, dass ich die einzige war, die vorm Fahrstuhl gewartet hat.
Am Nachmittag gibts ne Telko mit den Kollegen zu Hause, was man mir vorher nicht verrät: Im wohl kältesten Raum, den das Gebäude anzubieten hat. Im Büro ist es viel zu warm, in dem Raum viel zu kalt. Nachdem ich mir fast ne Stunde darin den Arsch abgefroren habe, haben die Protokollführerin und die Dolmetscherin nichts besseres zu tun, als meine Haarfarbe auszudiskutieren, netterweise in Englisch, so dass ich auch dran teilhaben haben kann.
Sie meinen auch, dass das schwarze koreanische Haar schwer zu färben ist, da fällt mir doch gleich der schöne Witz aus der letzten Woche wieder ein und zeige ihnen dieses Bild, natürlich mit englischer Übersetzung. Darüber müssen sie sehr lachen.
Allerdings folgt dann gleich die Frage, ob viele Deutsche wissen wer das ist. Natürlich, er sagt ja auch oft lustige Sachen. Allerdings ist das schon ne berechtigte Frage, ich wüsste auch nicht wer Staatschef von Turkmenistan oder Kasachstan ist und die sind ja auch nicht gerade für ihre herausragende Demokratie bekannt. Misst man Nordkorea und Kim Jong Un zu viel Bedeutung zu? Egal, ich lache bestimmt auch wieder bei der nächsten "großen" Errungenschaft, die Nordkorea angeblich erreicht haben will.

Sonntag, 10. Januar 2016

Samseong Station, WTC, Olympia Stadium und Deoksugung-Palast

Dann folge ich heute dem Tipp meiner Dolmetscherin nach Samseong Station zu fahren, dort befindet sich u.a. das World Trade Center von Seoul. Mit der U-Bahn dauert es 38 Minuten bis dort hin. Für die 13 Stationen muss ich 1.950 Won (1,48€) bzw. ohne Pfand für die Karte 1.450 Won (1,10€) bezahlen. Ganz schön günstig. Senioren, Behinderte und Kinder fahren sogar umsonst. Das nenn' ich mal sozial.
Falls mal einer n Bus braucht,
hier gibt's ein oder zwei.
Vor Ort geht's aber erstmal Richtung Fluss Hangang, ich merk leider erst auf der Rückfahrt, dass es gar nicht der richtige Fluss, sondern nur ein Nebenarm davon war. Halb so wild, ich bekomme sicher noch mal eine Gelegenheit.
Über die Samseong Brücke ist das Olympia Stadium zu erreichen, dem ich zunächst einen Besuch abstatte.
Wirklich viel zu sehen gibt es hier allerdings nicht, wie man sich einen Sportpark eben so vorstellt, also gehe ich wieder zurück und entdecke noch einen weiteren Cache, den ich noch machen möchte, leider trennen den Cache und mich etwa 67 Treppenstufen. Mittlerweile sind Treppen meine Feinde; ich hadere mit mir, ob ich den Cache wirklich angehen will, mache es aber letztlich doch. Unten muss ich ne Weile warten, bis der Parkplatzreinigungsmuggel den Platz geräumt hat. Danach muss ich die Treppe des Todes wieder hoch, meine Beine hassen mich dafür. Die letzten Meter werden zur Qual.
Auf den Weg zum World Trade Center entdecke ich einige Gebäude, deren Baustil man nicht unbedingt in Südkorea erwartet.
Am WTC findet man ein gigantisches Shopping Center. Da Samseong zum Stadtteil Gangnam gehört, sind die Läden entsprechend teuer. Gangnam ist die wohlhabendste Gegend in Südkorea (meint Wikipedia). Meine Dolmetscherin hat mich wohl falsch verstanden, mein geplanter Besuch eines Markts hatte nicht den Hintergrund shoppen zu gehen, sondern einen landestypischen Markt zu sehen und zu erleben. Das werde ich ihr morgen wohl noch mal sagen, bevor sie mir weitere Tipps in diese Richtung gibt.
Immerhin finde ich hier aber ein Steakhouse. Endlich.
Es ist ein wenig teuer, ist mir aber auch egal, eigentlich will ich nur ein Steak mit Pommes und Salat, in der Karte ist allerdings nur Steak zu finden und mir wird nicht klar, ob da Beilagen dabei sind. Die Englischkünste der Kellnerin lassen auch zu wünschen übrig, also nehme ich dann doch die Grillplatte, da kann ich wenigstens auf dem Bild schon sehen, dass zumindest Pommes dabei sind. Die Platte kostet immerhin 48.000 Won (36,43€), aber in Anbetracht, dass ich sonst im 3-4 Euro-Bereich oder gar Abendbrot im Hotel für Lau, esse, kann man sich das mal gönnen. Die Platte ist sehr lecker, aber viel zu viel, das hätte für zwei Personen gereicht. Dazu ein Bier, da probiere ich gern ein Koreanisches, diesmal Ark Hug Beer und das einzig zutreffende Adjektiv dafür ist: ekelhaft. *schüttel* Mit Bier hat das nix gemein.
"typisch italienische Vorspeise"
Auch wird vor dem Essen eine (Zitat!) "typisch italienische Vorspeise" gereicht. Ähmm ja, Tortilla mit kleingehackten Tomaten, wohl Bruschetta Gangnam Style. ;-) (Ha, endlich, ich hab schon den ganzen Text lang überlegt, wie ich die Anspielung einbauen kann. :-D)
Vollgeschlagen fahr ich zurück zum Hotel. Shoppen wollte ich ja von vorn herein nicht, da schau ich mir lieber noch den Tempel in Hotelnähe an, das Ticket dazu hatte ich ja gestern schon gekauft.
In der U-Bahn kommt es aber erst mal zur Beobachtung des Tages: Auch in Korea neigen Frauen 70+ zur Dauerwelle, allerdings wird ihr Haar nicht lila.
Selten so ne Stille
in ÖPNV erlebt
Und eine zweite Erkenntnis hinterher: es gibt separate Sitze für Senioren, Gehbehinderte, Frauen mit Kindern und ähhmm Schwangere? Die tatsächlich freigehalten werden. Niemand setzt sich, obwohl die Bahn sonst ziemlich voll ist. Ab welchem Alter man diese Plätze nutzen darf, erschließt sich mir nicht.
Der Deoksugung-Palast ist nicht sehr groß, aber das ist mir heute nur Recht. Meine Beine quengeln schon eine Weile rum. Die meisten Gebäude ähneln denen im Gyeongbokgung-Palast, allerdings gibt es aber hier noch eine Überraschung zu erleben, denn hier findet man drei Gebäude, die im Kolonialstil gehalten sind, damit hab ich hier am wenigsten gerechnet. Darin befindet sich ein Museum, im Untergeschoss hat man freien Zugang, zu den oberen kommt man nur nach Voranmeldung Zugang. Das Museum im Untergeschoss kann man sich sparen, neben einer Ziegelstein-Ausstellung unter dem Deckmantel "Restauration", kann man noch Videos und Modelle ansehen, leider ist hier alles ausschließlich in Koreanisch vorhanden, sodass ich es als "langweilig" abstempele.
Das Hotel ist in greifbarer Nähe, also beende ich jede Aktivität für heute und begebe mich auf einen Kaffee und später auf ein Bier ins Hotel.
Deoksugung-Palast mit Blick aufs
Hotel (brauner Kasten am rechten Bildrand)
Ich muss noch ein letztes Mal durch die U-Bahn-Station, da diese weit aus schneller zu durchlaufen ist, als sich an den beiden Fußgängerampeln zum Hotel anzustellen. Damit verbunden sind aber leider wieder meine "natürlichen" Feinde: Die Treppen. Jeder Schritt wieder nach oben wird zur absoluten Qual. Eins steht fest, keine weiteren Treppen für die nächsten Tage. Haha, dann kann ich morgen leider nicht zur Arbeit, da muss ich nämlich auch erstmal Stufen hoch, bevor's zum Fahrstuhl geht.

Samstag, 9. Januar 2016

Sightseeing und Essensexperimente

Da ich gestern sehr viel länger gearbeitet habe als gewollt, ist heute erstmal ausschlafen angesagt. Die Nacht hat dennoch nach knappen sechseinhalb Stunden ein jähes Ende gefunden, da mir ein Arm eingeschlafen ist. Um 10 geht's also aus den Federn und damit pünktlichst zum Frühstücksende, hab ich heute eh nicht so Lust drauf, daher nur halb so schlimm. Gegen 11 starte ich in Richtung Gyeongbokgung, einem großen Palast keine zwei Kilometer vom Hotel entfernt. Auf den Weg dorthin muss ich wieder an der amerikanischen Botschaft vorbei und zähle diesmal wie viele Polizisten diese eigentlich "bewachen". Mir ist das übermäßige Polizeiaufgebot schon zu vor aufgefallen, heute kommt es mir etwas mehr vor. Ich zähle allein 25 Polizisten nur am Haupteingang, dazu kommen noch etliche in den Seitenstraßen und am Hintereingang. Na wenn das mal nicht übertrieben ist.
Beondegi
Am Palast steht ein Essensstand, der Fleischspieße und Beondegi anbietet. Vor letzterem (Maden von Seidenwürmern) empfinde ich allerdings doch noch etwas ekel und entscheide mich für den Fleischspieß. Erheiterungspunkt: Serviette gibt's von der Klopapierrolle. Unkonventionell, aber praktisch.
Der Spieß besteht vermutlich aus Huhn, durch die Marinade ist das Fleisch kaum zu erkennen, aber es sehr lecker. Der Spieß kostet 3.000 Won (2,28€), damit im Vergleich etwas teuer, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Aber mal wieder bin ich vergeblich auf der Suche nach einem Mülleimer, vielleicht finde ich im Palast einen, hier zunächst auch Fehlanzeige, aber ich bekomme mit, dass ein paar Koreaner auch den Müll suchen und Polizisten fragen, die ans andere Ende des Platzes zeigen. Herrje.
Am Ticketschalter steh ich vor der Wahl zum einmaligen Palastbesuch für 6.000 Won (4,55€) oder ein Kombiticket für vier Paläste, dabei u.a. der in direkter Hotelnähe für 10.000 Won (7,59€). Na dann natürlich Kombiticket.

Der Gyeongbokgung-Palast entpuppt sich als riesig. Viele Gebäude gepaart mit großen Parkanlagen. Die Gebäude sind sehr bunt und wurden wahrscheinlich über die Jahre mehrmals neu angestrichen, die Farbe sieht zu gut aus, um aus dem 14. Jahrhundert zu stammen. Innerhalb der Gebäude finden sich meist bunte Malereien oder hin und wieder ein Thron, ein Altar oder andere ausgestellte Stücke. Betreten darf man das Innere nie, dafür tummeln sich Besucher an den wenigen offenen Fenstern zu den Gebäuden.
Drache oder gerupftes Huhn?
Überraschend finde ich, dass die Treppenstufen zu den Gebäuden einen relativ großen Abstand haben, der ist selbst für mich ziemlich groß und bekanntlich ist der Durchschnittskoreaner nicht gerade groß gewachsen. Nach drei Stunden habe ich einen Großteil der Gebäude gesehen und mein kulturhistorischer Bedarf ist mehr als gedeckt. Am östlichen Eingang findet sich das National Folk Museum of Korea, dazu fehlt mir aber ebenfalls im Moment die Lust, aber die Statuen, die sich wohl nur wegen des Museums auf dem Platz befinden schaue ich mir noch an.
Ein etwas anderer Blumenkübel
The Human Centipede
Und dabei finde ich auch die mit Abstand eigenartigste Statue, die ich je gesehen habe und ich bekomme so einen derben Lachanfall, dass ich kurz davor bin mich auf dem Boden zu kringeln. Oh, da gucken die Koreaner aber böse, sie scheinen "es" zu lieben und wollen sich in allen Lagen und Stellungen damit fotografieren lassen. Und ich kann nur an den Film The Human Centipede denken, und schaffe es immer noch nicht mit dem Lachen aufzuhören. Ich wollte eigentlich noch geocachen, aber ich ziehe auf Grund meiner Haarfarbe schon genug Aufmerksamkeit auf mich und das Lachen macht es nicht einfacher. Also muss ich etwas warten bevor ich starte.
Nach dem ich das gesehen habe, habe ich glaube ich alles gesehen, dann kann ich mich jetzt auch trauen Beondegi zu probieren. Also zurück zum Futterstand, da muss ich eh wieder dran vorbei. Der Becher kostet 2.000 Won (1,52€), selbst wenn das jetzt ein Reinfall wird, isses noch vertretbar. Was soll ich sagen, schmeckt gar nicht mal so schlecht. Den Geschmack kann ich ganz schwer beschreiben, da mir absolut nichts vergleichbares einfällt. Was mich allerdings relativ schnell stört ist, dass aus manchen noch Flüssigkeit (Kochwasser) rauskommt und das geschmacklich identisch zu den Seidenwürmern ist. Nach etwa 10 Stück habe ich die Nase voll davon. Dem wäre wohl nicht so, wenn wenigstens ein kleines bisschen ein Geschmacksunterschied vorhanden wäre.

Als weiteres Tagesziel habe ich mir Gwangjang Market vorgenommen, ein typischer koreanischer Markt, genau das was man mal live erlebt haben muss. Meine Dolmetscherin meinte zwar, dass ich mir das sparen soll und stattdessen nach Samseong Station fahren soll, aber das Internet klang zu viel versprechend. Da mir das zu weit zum Laufen ist, teste ich bei der Gelegenheiten mal U-Bahn fahren. Das geht durchaus einfach, man kauft ein Ticket (2 Stationen für 1.350 Won (1,02€)), bekommt eine Chip-Karte, auf die Guthaben geladen wurde, damit kann man die U-Bahn-Station betreten und nur Stationen wieder verlassen, die innerhalb des Guthabens sind, sonst muss man nachzahlen. Damit ist es kaum möglich schwarz zu fahren. Des Weiteren sind die Bahnsteige alle verglast und die Türen öffnen sich, sobald eine Bahn gehalten hat, damit kann auch keiner auf die Gleise springen. Diese verglasten Bahnsteige gibt's an unter- und überirdischen Bahnsteigen.
In der Bahn selbst findet man sich auch schnell zu recht, da alle Stationen in koreanisch und in englisch durchgesagt werden und zum besseren Verständnis wird der Name der Station sogar zwei Mal wiederholt und wäre sogar noch ablesbar. Hab ich mir deutlich komplizierter vorgestellt.
Was die Chipkarte angeht, dachte ich Anfangs, dass das ne ganz schöne Verschwendung ist, bis ich gesehen habe, dass man die Karten in Rückgabeautomaten stecken kann und 500 Won zurück bekommt. Damit hat die Fahrt gerade mal 850 Won (0,65€) gekostet.

Als ich die U-Bahn verlasse merke ich schnell, dass ich hier wohl im Schneiderviertel gelandet bin, überall Stoffläden, jeder zweite Laden hat Nähmaschinen vor der Tür, die meisten der Firma Singer.
Dann entdecke ich den Gwangjang Market, es ist einer der größten und ältesten traditionellen Märkte in Südkorea. Ich habe eine gewisse Erwartung, aber der Markt ist ein wahres Erlebnis.
Tausende Koreaner zwängen sich durch enge Gänge, in denen sich Stoffläden neben Lebensmittelständen befinden. In einer Ecke finden sich fast nur Fischstände, der Fisch liegt zu meist offen rum, daneben gibt es auch etliche Kimchi-Stände. In etwa ab der Mitte des Marktes beginnen Stände für warmes Essen. Vieles davon sieht fantastisch aus, einiges davon nicht so, z.B. koreanische Blutwurst, sieht eher aus wie ein überdimensionierter Wurm.
Kimchi
Ich würde gern was davon probieren, das sieht alles ziemlich gut aus, leider sind die Stände maßlos überlaufen. Etwas weiter hinten finde ich Stände, die nicht ganz so überlaufen sind. Meine Chance. Bei etlichen Ständen scheitere ich an der Sprachbarriere, denn so ganz die Katze im Sack zu kaufen, traue ich mich dann doch nicht. Die Schilder sind fast ausschließlich in koreanisch. Das wird so nichts. Ganz am Ende finde ich einen Stand, sie können englisch, juhu. Zu Essen bekomme ich aber nichts. So ganz warum verstehe ich allerdings nicht. Entweder sind die Nudeln alle und das gewollte Süppchen wird nur mit Nudeln verkauft oder sie wollen schlicht weg nicht. Püh, dann eben nicht.
Gimbap
Also hole ich mir an einem anderen Stand zunächst Gimbap, einen beliebten koreanischen Imbiss aus Purpurtang (kor. Gim) und Reis (kor. Bap), für später und eine Kürbissuppe für gleich. Die Suppe ist sehr lecker, wenn auch hier wieder Reisgedöns mit rein gegeben wurde. Macht das ganze irgendwie madig... und damit schließt sich der Kreis.