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Dienstag, 31. Dezember 2013

Australien 2013/2014 - Tag 6 - Jindabyne nach Canberra (30.12.2013)

Am heutigen Tag geht's in die australische Hauptstadt. Meine Erkältung samt Stimmverlust reduziert sich noch auf einen Frosch im Hals (ich hätte wohl den Salat gründlich waschen sollen ;-)). Heute stehen knappe 200km an, das ist sehr human gegenüber der letzten Touren.

Die heutige Route:


Der Weg führt uns weiter durchs Gebirge, und wir machen natürlich auch wieder für ein paar Caches Halt. Ich möchte nicht alle erwähnen, sondern nur ein paar besondere. So "Heidi Ho"; der Weg zum Cache führt einen steilen Berg nach oben, von dort hat man eine weite Aussicht über die gesamte Region. Anfangs sind wir allein und können ungestört suchen. Auf der Aussichtsplattform selbst findet sich nix, also versuchen wir unser Glück im Keller - unterhalb der Aussichtsplattform - ich bleibe oben, meine Mutter kriecht unten rum. Just in dem Moment, als ich gerade höre "Ich hab die Dose", kamen zwei Personen auf die Plattform gelaufen. Ich gebe einen kurzen Hinweis, dass wir nicht mehr allein sind und die beiden schauen mich mit großen Augen an, mit wem ich denn da spreche, noch dazu in einer fremden Sprache. Ich versuche sie weites gehend zu ignorieren, doch macht es die Situation nicht besser, als eine Hand von unten die Dose zum Loggen hochreicht. Der Blick wird noch verdutzter und abermals wird die Situation nicht besser, als ich mit Loggen fertig bin, die Dose herunter reiche und auf der anderen Seite plötzlich eine weitere Person aus dem Keller auftaucht. Ich hätte gern weiterhin Mäuschen gespielt, was die wohl danach gemacht bzw. gedacht haben. Situationskomik, aber ein Geocacher kennt i.d.R. solche Situationen zur Genüge.

Das übernächste Cache-Intermezzo sollte allerdings zum ungewollten Highlight werden. Unser Auto stellen wir am Feldweg ab und laufen die knappen 300m bis zum Cache selbst. Uns erwartet ein Bahnhof, wie aus einem Western, ein hoher Holzbahnsteig. Kaum angekommen, war schnell klar, wo der Cache sein muss und wir sehen ihn auch schon. Ich krieche unter den Bahnsteig, will die Dose greifen, als mich eine kleine orange Spinne anspringt. Mit einem lauten "Ähhhhhh!!!!!" und einer schnellen Handbewegung schiebe ich die Spinne von meinem Unterarm und bin sogleich nicht mehr unter, sondern vor dem Bahnsteig. Gut. Danke. Aus. Schluss. Den Cache will ich nicht machen. Danke. Tschüss. Rückzug. Ich habe kein Problem mit Spinnen, aber in Australien habe ich allerdings ein gewaltiges Problem mit ihnen, denn hier kann auch das kleinste Getier extrem giftig sein. Diese Gefahr will ich nur für einen Cache nicht eingehen.

Nach der Aktion ist das Thema Cachen vorerst auch erstmal beendet. Wir fahren ohne weiteren Halt nach Canberra. Unser Hotel ist toll, alte Einrichtung, modern verpackt; das trifft es wohl am Besten. Am Eingang ein alter Teppich, auf einem alten Parkettboden, dazu eine liebevoll restaurierte Rezeption, und doch ein hochwertiges und modernes Zimmer, das auch den Stil zwischen Alt und Neu wiederspiegelt. Auf dem Weg zum Zimmer müssen wir allerdings drei Angestellte fragen, wo denn eigentlich unser Zimmer ist. Im verschachtelten Gangsystem des Hotels hat man schon eher den Eindruck gleich Minotaurus zu begegnen, als das Zimmer zu finden.

Vom Capital Hill bis zum Ende der Straße sind
es knappe 5km. Unser Hotel liegt weiter links -
etwa bei dem hohen Gebäude oberhalb der
Baumkronen, links neben der Straße. Des
Weiteren sei erwähnt, dass die Straße links und
rechts mit Kriegsdenkmälern gesäumt ist,
dies haben wir so in Australien nicht erwartet.
Da unsere Route heute recht kurz ist und wir so bereits kurz nach 14 Uhr in Canberra eintreffen, können wir die Stadt zumindest noch im Ansatz erleben. Man muss klar sagen: Canberra ist eine Planstadt, und in dem besonderen Fall auch noch Planhauptstadt, weil sich Melbourne und Sydney nicht darauf einigen konnten, welche Stadt die Hauptstadt werden soll. Canberra ist sternförmig und recht großflächig angelegt. Im Reiseführer von Reiseveranstalter heißt es hier bspw., dass von unserem Hotel, der Capital Hill bequem zu Fuß erreichbar ist, tatsächlich sind es aber vom Hotel zum Capital Hill mit dem Auto über 7km, und das bei Temperaturen jenseits der 40°C. Da ist schon das Laufen im Schatten eine Anstrengung. Wir fahren also so weit es geht an den Hügel heran und laufen den Rest. Wie gesagt, es ist extrem warm, die wenigen Meter den Hügel herauf sind daher schon eine Anstrengung, noch dazu nimmt mein Invalidendasein kein Ende, nach der Erkältung, samt Stimmverlust, habe ich nun einen eingeklemmten Nerv im Fuß. Im Urlaub kann man auf alles gern verzichten, aber mich erwischt es hier gleich dreifach. Und ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was schlimmer ist, nicht kommunizieren zu können, oder beim Laufen extreme Schmerzen zu haben, die gerade längere Wege zu Fuß unmöglich machen. Die Schmerzen werden fortan bestens versucht zu unterdrücken.

Capital Hill, Standort des australischen Parlamentsgebäudes, und wir haben wider Erwarten relativ freien Zugang ins Parlamentsgebäude. Wenn ich da zurückblicke an den Bundestag in Berlin, war dies nicht ohne Voranmeldung, inklusive Personalausweisnummern, mehrerer Sicherheitskontrollen, inklusive Rucksack- und Personenuntersuchung möglich. Hier gar kein Thema, einfach hingehen, ein kurzer Hinweis, was alles nicht ins Gebäude darf (z.B. hohe Stöckelschuhe oder andere spitze Gegenstände und leider auch mein Taschenmesser). Da ich nicht damit gerechnet habe, dass wir einfach so ins Parlamentsgebäude kommen, habe ich es entsprechend auch nicht vorsorglich im Auto gelassen, also fix im Rucksack verstaut, nur um Unannehmlichkeiten zu umgehen. In der Taschenkontrolle wurde es natürlich doch gefunden, muss es abgeben und bekomme ein Zettel dafür.
Im Gebäude gibt's den ersten Weihnachtsbaum in Australien überhaupt zu sehen. Ansonsten dürfen wir uns im Gebäude frei bewegen und können uns alles ansehen, was wir sehen wollen. Im Vergleich zum Bundestag: da war nur eine geführte Führung mit Aufpasser möglich, sprich man konnte sich nicht mal eben von der Gruppe lösen und verschwinden, ohne dass es bemerkt wurde. Hier ist das gar kein Problem, Bewegungsfreiheit für alle, die Sicherheitsschranken am Flughafen sind wohl paranoid genug, um nicht auch noch innerhalb des Landes extreme Sicherheitsvorkehrungen treffen zu müssen. Find ich gut.

Am Ende will ich natürlich mein Taschenmesser wieder haben. Zettel abgegeben und statt mein Messer zu bekommen, erst mal "What is it?" - Ja genau, dafür haben sie ne Nummer drauf geschrieben, das läuft ja prima. Nächster Gedanke, dessen Antwort doch nicht ganz in meinem Mund ankam: "Was heißt eigentlich 'Schweizer Armeemesser' auf Englisch?" - Zugegeben, ich war nicht drauf vorbereitet, sonst wäre mir "Swiss Army Knife" schneller über die Lippen gekommen, aber eigentlich regt mich das Vorgehen zu sehr auf.

Danach folgt eine Autotour durch Canberra, eigentlich wollen wir doch noch einen Cache machen, um auch das Australian Capital Territory zu erschließen, leider belaufen sich alle Anläufe in "Oh verdammt, hier sind zu viele Leute." oder "Unauffällig ist der Ort nicht gerade." Damit war das Thema Cachen für heute endgültig durch.

Dann gehen wir eben noch gemütlich was essen und genießen den Abend auf Balkonien.

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