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Sonntag, 29. Dezember 2013

Australien 2013/2014 - Tag 4 - Bright nach Jindabyne (28.12.2013)

Nach einer ruhigen Nacht begeben wir uns zum Frühstück. In dem ländlichen Hotel gibt es ein ausgewogenes und reichhaltiges Frühstück, zu dem flößt uns der Hotelmitarbeiter reichlich Kaffee ein - naja was man so Kaffee nennen kann. Heute geht es also zur Abwechslung mal gestärkt in den Tag. Meine Erkältung hat sich zwar gebessert, allerdings bin ich auf dem besten Weg zum totalen Stimmverlust, damit gleichbedeutend ist meine Mutter lost in no translation. Also kleiner Apothekenexkurs am Morgen, ich verteufele schon, dass in meinem vorangegangen VHS-Englischkurs alle möglichen Reisewidrigkeiten behandelt wurden, außer man ist krank. Nun gut mit einer krächzenden Stimme zu erklären, dass man ein Mittelchen für Hals und Stimme braucht, bedarf keiner wortreichen englischen Erklärung, das Problem ist deutlich hörbar. Mit einem Halsspray, mit dem ich auch Auto fahren darf, geht's also auf den Weg. Es stehen knappe 300km an.

Die heutige Route:

Der heutige Tag wird zu einer Odyssee durch den australischen Urwald. Dazu später mehr.

Der Weg führt uns nach Tallangatta, um den See erstreckt sich eine ganze Cache-Runde, zu viel für uns, wir wollen ohnehin nur die Beine vertreten und in der sommerlichen Hitze eine Pause einlegen. Wir schaffen zwei, aber es ist einfach zu warm, um eventuell noch einen weiteren Cache zu finden, im klimatisierten Auto ist das Dasein doch gerade attraktiver.


Wir fahren etliche Kilometer, als wir am nächsten Cache-Halt machen wollen, von der Straße aus sind es nur 90m, leider keine Möglichkeit zum Anhalten, also fahren wir weiter. Am linken Straßenrand entdeckte ich ein Hinweisschild zu einem Ausflugsziel, keiner hinter uns, ich bremse und biege stark links ein auf einen holprigen Dreckweg. Kurze Überlegung, ob wir dem Corola den Weg antun möchten, aber es nicht unser Auto, also möchten wir. Uns kommt noch ein Van entgegen, also warten wir noch kurz, um dann den Weg passieren zu können. Vom Auto aus, führt ein Weg direkt zu einer alten Bahnbrücke, die Natur hat inzwischen die Brücke zurück erobert, dennoch ist dieses Bauwerk schön anzusehen. Im Wald ist es laut, sehr laut, Zikaden leben hier im Überdruss und machen gewaltig Lärm. Der von uns präferierte Cache liegt in der Nähe, aber leider nicht wie erhofft bzw. erwartet, wenn man deutsche Caches gewöhnt ist, direkt an der Brücke, sondern 50m abseits davon mitten im Wald und Gestrüpp, viele Grüße an Schlangen und anderes giftiges Getier, das sich hier tümmelt. Über die Lage des Caches kann ich nur den Kopf schütteln, an der Brücke hätte es so viele Möglichkeiten gegeben, stattdessen wird er in der Wildnis ausgelegt.

Der nächste Halt ist wieder wegen eines Caches, er liegt direkt auf dem Weg, aber unpassender weise direkt am Friedhof, ob man so einen Ort unbedingt becachen muss, sei mal dahin gestellt, passend war nur der Name des Caches "Knocking on Heavens Door".

Wir erreichen Corryong, es ist schon weit nach Mittag und wir haben langsam hunger. In einer Seitengasse entdecken wir ein Cafe/Imbiss, das wir dort gar nicht vermutet hätten, aber immerhin Futterstation, nach kurzen Überlegen entscheiden wir uns für Hamburger. Der Rest der Karte klingt auch ansprechend, aber wir wollen etwas Schnelles. Da ich ja heute eine glockenklare Stimme habe und damit eine Abschreckung für jedes Tier darstelle, fragt mich die nette alte Dame an der Theke, nachdem ich gerade
so die Bestellung rausbringe: "Little bit sinking yesterday?" Ich muss lachen, nachdem ich für Muttern übersetze, meint sie nur "Ja, du klingst wirklich so." Na toll, welch Komplimente einem so mit einer Erkältung widerfahren....
Unser Essen kam und es war so gar kein Hamburger, aber lecker war es alle mal.

Von nun an haben wir keinen weiteren Halt bis Jindabyne eingeplant, laut Karte sind es noch knappe 130km, die wollen wir am Stück fahren. Leider haben wir die Rechnung ohne das Navi gemacht. Die knappe Beschilderung Australiens macht es uns zusätzlich schwer. Nach Corryong müssen wir rechts abbiegen, so sagt es die Beschilderung und auch das Navi, kurz darauf kommt eine T-Kreuzung, leider ohne Beschilderung, das Navi meint wir müssen nach Links. Ein Blick auf die Karte vom Reiseveranstalter gibt keinen Aufschluss, ob das Navi richtig liegt. Da die Karte vom Reiseveranstalter aber allgemein hin eher grottig ist, vertrauen wir aufs Navi. Dieses führt uns direkt in den Kosciuszko Nationalpark, von uns fortan nur noch polnischer Nationalpark genannt (btw. wurde der Park tatsächlich nach einem Polen benannt). Es folgen viele Kilometer durch Urwald, mit engen, kurvenreichen Straßen, Berg auf, Berg ab, kaum eine Möglichkeit am Anhalten, geschweige denn Wenden. Selten kommt uns mal ein Auto entgegen.
Nach vielen Kilometern durch den Nationalpark hat die Polizei eine Sperre eingerichtet, uns wird mulmig, hoffentlich ist kein Feuer ausgebrochen. Auf Nachfrage heißt es nur, wir sollen die Ausweichstraße benutzen. Dies ist wiederum eine einspurige buckelige Dreckstraße, die wohl einzige auf der gesamten Strecke, aber ich war froh, nicht alles zurückfahren zu müssen. Letztlich stellte sich die Sperre als Motorradunfall heraus.

Nach etwa 100km durch den Nationalpark - ich bin mittlerweile genervt von den ewigen Kurven - meint unser Navi plötzlich wir sollen bitte jetzt rechts abbiegen. Wir halten an, eine ziemlich holprige Dreckstraße mit Zaun ist zu sehen. Mit SUV hätte ich wohl den Weg gewagt, mit Corola - Nein, Danke! Wir konsultieren noch einmal die Karte, der genaue Standort ist mit dem Navi leider unmöglich zu ermitteln, das meint nur "In 96km, im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt nehmen"....ja, das ist genau DIE wichtige Information, die wir in diesem Moment brauchen!
Nach einigen Minuten hat das Navi eine neue Route berechnet und meint nun über die Dreckstraße sind es nur noch 50 km; die von uns geschätzte Strecke, wenn wir weiterfahren sind gute 100km. Der Weg zurück bis zur Einfahrt in den Nationalpark sind ebenfalls 100km, dazu käme der Weg, den wir dann noch zum Hotel benötigen. Da ich - wie gesagt -  von der Straße mehr als genug habe, entscheiden wir uns der asphaltierten Straße weiter zu folgen.

Also fahren wir weiter gerade aus. Wir machen Halt zum Beine vertreten an einem recht gespenstigen Punkt, an dem die meisten Bäume links und rechts des Wegs verbrannt sind, von Buschfeuern der letzten Jahre. Auch wieder ein Punkt, weswegen wir nun endlich hier raus möchten.

Straße direkt nach dem Nationalpark.
Als wir es endlich aus dem Nationalpark schaffen ist mein erster Gedanke "Ich möchte verdammt noch mal eine rauchen, und zwar sofort!" Normalerweise rauche ich tagsüber nicht, und mit Erkältung schon gar nicht, aber in dieser Situation ist es einfach bitter nötig. In der extrem trockenen Umgebung ist es mir aber selbst ziemlich unangenehm überhaupt eine Fluppe anzustecken, aber die Sucht will befriedigt werden. Wir finden eine Parkbucht und ziehen die Fluppe nahezu durch, sicherheitshalber löschen wir die Kippe mit Wasser, für einen Brand wollen wir hier nicht verantwortlich sein. Gerade als wir wieder im Auto sitzen, fährt die Feuerwehr an uns vorbei, wird langsamer und schaut, was wir hier eigentlich machen. Eine komische Situation.
Letztlich sind wir dank des Navis einen 200km-Umweg gefahren und haben den Großteil der vorgeschlagenen Strecke für den nächsten Tag erledigt. Als wir endlich wieder in zivilisiertes Gebiet kommen, tanken wir zur Sicherheit, wer weiß wo uns das Navi noch hinschicken mag. Zum Glück plant das Navi keine weiteren Umwege ein und fahren den Rest bis zum Hotel durch. Tagesstrecke geplant waren etwa 300km, gefahren sind wir knappe 500km.

Im Hotel folgt das nächste Highlight, Einchecken im Hotel mit einer, die kein Wort raus bekommt und einer, die kein Englisch kann. Ich entscheide mich "laut" zu sprechen, ich hatte bereits vor zwei Jahren so eine heftige Erkältung, dass ich meine Stimmung verlor und die HNO-Ärztin empfahl, nicht zu sprechen, wenn es aber doch nötig sei, laut zu sprechen, denn Flüstern schadet in dem Falle noch mehr. Dann sah auch meine Mutter ein, die sich zuvor über mein schweigsames Dasein beschwerte, dass Reden für mich nahezu unmöglich ist. Über die seltsame Art unseren Nachnamen auszusprechen musste ich dennoch schmunzeln, konnte aber leider nicht korrigieren.

Ein Zimmer bekommen wir dennoch...ein Zimmer ist weit untertrieben, wir bekommen zu zweit ein Domizil für fünf Personen. Wahnsinns Hütte, direkt am See. Nächster Halt: Abendbrot. Bis wir alle Sachen ausgeladen und uns frisch gemacht haben, ist es kurz nach 20 Uhr. Vorn in der Nähe der Rezeption ist ein Imbiss, aber ich lasse mich bequatschen wir gehen stattdessen ins Restaurant, wenige Schritte weiter. Leider ist aber da die Küche schon geschlossen und uns kann nur noch eine Käse-Platte angeboten werden. Naja, besser als nix, wenn auch kein richtiges Abendbrot, mehr können bzw. wollen sie uns aber nicht mehr anbieten.

Danach landen wir doch noch für ein Bierchen im Imbiss, aber toll ist es hier nicht, also endet der Abend auf Balkonien, schweigsam wohl bemerkt.

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